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Kaum ein Jahr ist für die österreichische Bankenszene so turbulent gewesen wie das vergangene. Die Hochzeit der Bank Austria mit der bayerischen HypoVereinsbank (HVB), der Verkauf der Postsparkasse (P.S.K.) an die Bank für Arbeit und Wirtschaft (BAWAG), die Übernahmen der Ceska Sporitelna (CS) und der Slovenska Sporitelna durch die Erste Bank: Für bunte Schlagzeilen auf den Wirtschaftsseiten war ausreichend gesorgt. Wer glaubt, dass die Großbanken heuer die Hände in den Schoß legen können, irrt.
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Der größte Bankendeal platzte wie ein Gewitter mitten in die alljährliche mediale Sommerflaute des Jahres 2000: Was Bank-Austria-Generaldirektor Gerhard Randa und HVB-Chef Albrecht Schmidt bereits im Sommer 1999 in einem Hotel in Philadelphia grob zu Papier gebracht hatten - aus Insiderkreisen heißt es, es soll eine Seite aus dem "Wall Street Journal" gewesen sein - wurde im Juli 2000 Realität: Die Absicht einer bayerisch-österreichischen Bankenehe wurde kundgetan. Das Volumen wurde mit 100 Mrd. Schilling beziffert, allerdings sollten keine Geldmittel fließen, nur Aktien sollten getauscht werden.
Die Gestaltung der Transaktion - eine Fusion auf Aktionärsebene - war jedoch vorerst für viele nicht durchschaubar. Gutachten wurden in Auftrag gegeben, die großen Wirbel auslösten. In erster Linie ging es darum, ob es sich bei dem Deal um eine klassische Übernahme handelte, bei der den Aktionären der Bank Austria ein Barabfindungsangebot gemacht hätte werden müssen - angesichts einer Transaktion in dieser Größenordnung nicht gerade ein Spaziergang. Nachdem allerdings die österreichische Übernahmekommission grünes Licht signalisiert hatte und auch die entscheidenden Gremien ihre Zustimmung gegeben hatten - die außerordentliche Hauptversammlung der Bank Austria am 27. September wird vielen unvergesslich bleiben - , war der Weg frei für den Zusammenschluss der größten österreichischen Bank mit der zweitgrößten deutschen Bank. Es entsteht der drittgrößte Bankkonzern Europas mit einer Bilanzsumme von über 667 Euro und über 65.000 Mitarbeitern.
Im Laufe des ersten Quartals 2001 erfolgt der Umtausch der Bank-Austria-Aktien in Aktien der HypoVereinsbank. Die Bank Austria verschwindet vom Kurszettel der Wiener Börse. Im ersten Quartal wird zudem ein neuer Fünfjahresplan für die Ergebnisrechnung der BA als HVB-Teilkonzern erstellt. Bis 2003 soll die Bank Austria auch EDV-mäßig mit der Münchner Mutter gleichgeschaltet sein.
Erste Bank kaufte Mehrheit an Sporitelnas
Die Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG schlug 2000 gleich zweimal zu: Am 2. Februar erhielt die "Erste" von der tschechischen Regierung offiziell den Zuschlag zum Erwerb von 52% an der Ceska Sporitelna (CS). Der Kaufpreis, der in zwei Tranchen überwiesen wurde, betrug umgerechnet 7,3 Mrd. Schilling. Für die Erste Bank war dies die größte Akquisition in der Geschichte des Unternehmens.
Die CS, einer der führenden Finanzdienstleister in Tschechien, beschäftigt etwa 16.000 Mitarbeiter. Vor wenigen Wochen bekam die Erste Bank auch noch den Zuschlag für die Slovenska Sporitelna (SLSP) mit 6.500 Mitarbeitern. Der Kaufvertrag wird von Erste-Chef Andreas Treichl am 11. Jänner 2001 unterzeichnet. In den nächsten fünf Jahren werden 6,5 Mrd. Kronen in die Modernisierung der SLSP investiert. Der 87,18%-ige Anteil kostet die Erste Bank umgerechnet 5,8 Mrd. Schilling.
BAWAG schnappte sich die P.S.K.
Die bisherige Nummer fünf der heimischen Großbanken - die BAWAG - erhielt Mitte August 2000 vom Aufsichtsrat der ÖIAG den Zuschlag als Bestbieter für die Österreichische Postsparkasse (P.S.K.), die letzte österreichische Großbank in Staatsbesitz.
Der Verkaufserlös in der Höhe von 17,6 Mrd. Schilling dient dem Abbau von ÖIAG-Schulden. P.S.K. und BAWAG beschäftigen gemeinsam rund 4.700 Mitarbeiter. Bis März/April 2001 soll das konkrete Integrationskonzept erarbeitet werden, die wichtigsten Integrationsschritte sollen nach Angaben von BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner bis zum vierten Quartal 2001 vollzogen sein. Zu Kündigungen werde es im Zuge der Integration nicht kommen. Im Vertrieb kommt die Kooperation der Österreichischen Post AG mit der P.S.K. der BAWAG sehr entgegen. Die BAWAG-P.S.K.-Gruppe verfügt mit rund 2.500 Outlets über das dichteste Vertriebsnetz in Österreich. Ob die Post auch bei der P.S.K. einsteige, ist bislang noch unklar.