2015 war ein starkes Transaktionsjahr - Preise beruhigten sich auf hohem Niveau.
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Wien. Der heimische Immobilienmarkt hat ein außergewöhnliches Jahr hinter sich. "2015 war ein sehr starkes Transaktionsjahr, allerdings ist davon auszugehen, dass ein Gutteil der erhöhten Grundbuchstransaktionen auf die jüngste Steuerreform zurückzuführen ist", resümiert Elisabeth Rohr, Vizepräsidentin des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI).
Der Grund: Die mit Jahresbeginn wirksam gewordenen Änderungen, darunter die Erhöhung der Schenkungs- und Immobilienertragsteuer, Änderungen bei der Grunderwerbsteuer und die Eingriffe in die steuerliche Absetzung für Abnützung (AfA), seien für viele Immobilienbesitzer Anlass gewesen, Transaktionen noch im alten Jahr abzuwickeln. Ganz nach dem Motto: "Besser jetzt als später verkaufen, wer weiß, was da sonst noch alles kommt", meint Immobilienexpertin Rohr.
Vorsichtige Kunden
Betrachtet man den heimischen Wohnimmobilienmarkt, so brachte das Vorjahr laut ÖVI eine Preisberuhigung auf hohem Niveau. Derzeit liegt Österreich in Sachen Leistbarkeit des eigenen Wohnraums im europäischen Mittelfeld. Während hierzulande knapp sechs Brutto-Jahresgehälter erforderlich sind, um eine 70 m2 große Neubauwohnung zu erwerben, benötigt man in Frankreich acht, und in Großbritannien zehn Brutto-Jahresgehälter.
In Wien ist die Nachfrage nach Eigentumswohnungen weiter stabil, aber preissensibler geworden. Wohnimmobilien sind nach wie vor die beliebteste Anlageform. "Aber der Kunde ist wieder kritischer und vorsichtiger geworden", so ÖVI-Vorstand Andreas Wollein. "Die Leute sind nicht mehr der Panik verfallen, zwanghaft in Immobilien investieren zu müssen."
Besonders nachgefragt sind weiterhin kleinere Objekte bis etwa 250.000 Euro. Für Objekte mit einem Kaufpreis jenseits von 300.000 Euro wird es hingegen zunehmend schwerer, Abnehmer zu finden. Laut Immobilienportal ImmobilienScout24 interessierte sich der durchschnittliche Eigentümer in spe 2015 für 90-m2-Wohnungen. Dafür war man bereit, rund 320.000 Euro zu investieren. Im Jahr 2010 gönnte man sich mit 94 m2 noch etwas mehr Wohnraum. Das ergab eine Auswertung unter mehr als 20 Millionen Suchanfragen auf den Portalen ImmobilienScout24 und Immobilien.net im Jahr 2015.
Demnach haben sich in diesem Zeitraum 58 Prozent der österreichischen Immobiliensuchenden nach einer Eigentumswohnung und 42 Prozent nach einer Mietwohnung umgesehen. Die gesuchte Mietwohnung hatte im Schnitt eine Größe von 65 m2, wofür man monatlich rund 850 Euro Miete zu zahlen bereit war. 2010 hatte die gesuchte Durchschnittswohnung noch 73 m2. "Die Trends der vergangenen Jahre setzen sich fort. Die Realeinkommen konnten mit den Preissteigerungen am Immobilienmarkt nicht mithalten", zieht Patrick Schenner, Österreich-Geschäftsführer von ImmobilienScout24, seine Schlüsse.
Laut Statistik Austria wächst die österreichische Bevölkerung dank Zuwanderung derzeit jährlich um rund 70.000 Personen. Für ein ausreichendes Angebot an Wohnraum, insbesondere in den Ballungsgebieten, brauche es daher dringend gesetzliche und regulatorische Änderungen, sind sich Branchenkenner einig. "Der soziale Wohnbau wird diese Herausforderung nicht alleine bewältigen können, es bedarf also vermehrt auch privater Investitionen, um die Situation durch ausreichendes Angebot auf Dauer zu entspannen", ist Michael Pisecky, Geschäftsführer von s Real Immobilien, dem Immobiliendienstleister der Erste Bank und Sparkasse, überzeugt. Demnach herrsche unter anderem ein Mangel an Kleinwohnungen.
Einfach bauen
"Leistbares Wohnen" war schon 2015 eines der beherrschenden Themen der Immobilienbranche - und wird es wohl auch bleiben. "Jahrzehntelang war man in Österreich stolz, wie sich die Bau- und Wohnungsstandards in die Höhe schraubten. Mittlerweile haben auch Bundes- und Landespolitik erkannt, dass die Neubaukosten deutlich zu hoch sind", ist man beim Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft überzeugt. Laut ÖVI brauche es eine Neudefinition, "welche Qualitäten als Mindeststandards für den Wohnbau wirklich unerlässlich sind".
Ausgehend von einem neuen und geringeren Basis-Standard sollte es dann den Planern und Errichtern überlassen sein, die je nach Standort angemessenen baulichen Merkmale und Ausstattungen festzulegen.
Im Fokus hat man dabei sowohl die in einzelnen Landesvorschriften noch existierende Mindestgröße für Wohnungen von 30 Quadratmetern als auch hohe Stellplatz-Verpflichtungen und derzeit geltende technische Standards vom Brand- bis zum Schallschutz.