Die Mitarbeiter des größten rumänischen Ölproduzenten Petrom wollen mit Hilfe der Credit Suisse Anteile ihres Unternehmens erwerben. Doch das Wirtschaftsministerium blockt ab. Außerdem wehrt sich die Belegschaft gegen einen Arbeitsplatzabbau durch die Mehrheitseignerin, die österreichische OMV.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Angestellten von Petrom haben ein Versprechen der rumänischen Regierung in der Tasche. Sie sollen 8% des größten Unternehmens des Landes kaufen können. Auch der Preis steht schon fest: Die Mitarbeiter sollen nicht mehr zahlen müssen als die "Österreichische Mineralölverwaltung Aktiengesellschaft" (OMV), die im Juli vorigen Jahres 51% des Unternehmens gekauft hat. Das sind 5,25 Eurocent pro Aktie, insgesamt 235 Mio. Euro.
Konkurrent macht Druck
Doch mit der Umsetzung des Versprechens hapert es. Liviu Luca, Chef der Gewerkschaft der Petrom-Beschäftigten, hat zwar eine Vereinigung der Beschäftigten gegründet, welche die Aktien übernehmen soll. Diese hat auch den Kauf formell beantragt. Doch der Chef der Konservativen Partei, Dan Voiculescu, wirft Luca vor, die Aktien nur für sich kaufen zu wollen. Zudem sei im Gesetz über die Privatisierung von Petrom eine solche Vereinigung nicht vorgesehen gewesen. Die einzelnen Beschäftigten müssten die Aktien vielmehr selbst kaufen.
Voiculescu ist nicht irgendein Politiker. Mit einem Vermögen von 350 Mio. Euro ist er selbst einer der reichsten Männer des Landes. Er ist auch im Ölgeschäft tätig und arbeitet mit Rompetrol zusammen, dem zweitgrößten Ölunternehmen des Landes und Konkurrenten von Petrom. Zudem besitzt er den zweitgrößten Fernsehsender und zwei der größten Zeitungen des Landes. Und: Sein Parteifreund Codrut Seres führt das Wirtschaftsministerium, das mit Luca über den Verkauf der bisher staatlichen Anteile verhandeln müsste. Kein Wunder also, dass Seres alle Verhandlungen gestoppt hat. Eine Entscheidung sei frühestens für Oktober zu erwarten, heißt es aus dem Ministerium.
Credit Suisse verhandelt mit
Luca und die Beschäftigten haben inzwischen die Finanzierung der Übernahme gesichert. Drei Banken hatten ihnen angeboten, für die Kaufsumme einen Kredit bereitzustellen. Neben der Credit Suisse First Boston (CSFB) waren das die Schweizer UBS und die Deutsche Bank. Luca begründete die Wahl der CSFB damit, dass sie das beste Angebot eingereicht hätte. Weitere Einzelheiten wollte er nicht geben. Ein Konsortium der Vereinigung der Angestellten, der CSFB und mehrerer Anwaltsbüros wird auch die Übernahme mit der Regierung verhandeln. Ein Teil der Aktien würde an die Bank gehen. Der Rest würde gleichmäßig unter den 50.000 Beschäftigten verteilt.
Kampf gegen OMV um Jobs
Doch die Beschäftigten haben auch eine andere Sorge: die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes. Als die OMV das Unternehmen vor einem Jahr übernahm, erklärten ihre Vertreter, die Zahl der Arbeitsplätze verringern zu wollen. Im Gegenzug wollte der Konzern 300 Mio. Euro jährlich in Rumänien investieren. Luca und seine Gewerkschaft wehren sich gegen den Arbeitsplatzabbau, verlangen aber höhere Investitionen. Ab dieser Woche soll wieder verhandelt werden.
Mit 50.000 Beschäftigten ist Petrom achtmal so groß wie die österreichische Muttergesellschaft mit ihren 6.137 Miarbeitern. Petrom ist der größte Ölproduzent in Südosteuropa. Das Unternehmen verfügt in Rumänien über 40% der Raffinerie-Kapazität. Sein Umsatz betrug im vergangenen Jahr 2 Mrd. Euro. Allein im ersten Quartal dieses Jahres wies Petrom einen Gewinn von 76 Mio. Euro auf.
Für die OMV war die Übernahme von Petrom die größte Akquisition der Firmengeschichte. In Rumänien ist das österreichische Unternehmen allerdings schon seit 1998 vertreten: OMV Romania betreibt 80 Tankstellen und hat einen Marktanteil von 9%.