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Türkei meldet Gas-Rekordfund im Schwarzen Meer

Wirtschaft

Präsident Erdogan will das Land zum Energie-Exporteur machen.


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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den größten Erdgas-Fund in der Geschichte seines Landes bekanntgegeben. Im Schwarzen Meer seien 320 Milliarden Kubikmeter Gas entdeckt worden, verkündete er am Freitag. Zudem gebe es Anhaltspunkte für weitere Funde in der Region. "Dieses Vorkommen ist tatsächlich Teil einer viel größeren Quelle. So Gott will, wird es viel mehr sein," sagte Erdogan. Nun müsse die Erschließung und Ausbeutung geplant werden, mit dem Ziel einer Produktion ab 2023.
Im Devisenhandel gab die türkische Lira dennoch nach.

Der Dollar legte um rund 0,6 Prozent auf 7,3380 Lira zu. Laut Ulrich Leuchtmann, Devisenexperte bei der Commerzbank, ist der Erdgas-Fund nicht so groß ausgefallen, wie zunächst erwartet worden sei. "Das ist immer noch gut und toll, dass die Türkei weniger von Energieimporten abhängig ist", aber es ändere die Situation nicht grundlegend.

Erdogan blickt aber schon weiter in die Zukunft. "Es wird kein Halten geben, bis wir bei Energie zu einem Nettoexporteur werden", erklärte der Präsident. Aktuell ist das Land noch stark von ausländischen Einfuhren abhängig. Allein im vergangenen Jahr lagen die Rechnungen dafür bei rund 41 Milliarden Dollar (knapp 35 Milliarden Euro).

Umstrittene Bohrungen

Das Bohrschiff "Fatih" war seit Ende Juli in einem als "Tuna-1" bekannten Gebiet im Schwarzen Meer aktiv, das rund 100 Seemeilen vor der türkischen Küste liegt. Alle Tests und Ingenieur-Arbeiten seien inzwischen abgeschlossen, sagte Erdogan. Laut Analysten könnte es aber noch bis zu zehn Jahre dauern, bis Gas aus dem Fundgebiet strömt. Experte rechnen mit Milliarden Dollar an Investitionen für den Aufbau der Infrastruktur.

In der Zwischenzeit hat Erdogan nicht vor, von Erkundungen an anderer Stelle abzusehen. Die umstrittenen Bohrungen im Mittelmeer würden fortgesetzt, betonte der Präsident. Die Erdgas-Vorkommen vor der zypriotischen Küste sorgen bereits seit Jahren für Zwist zwischen der Türkei und Griechenland beziehungsweise Zypern – und damit der EU. Denn die Nato-Partner erheben beide Ansprüche auf Seegebiete im östlichen Mittelmeer, in denen die Bodenschätze vermutet werden. (reu)