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Türkei verstärkt Anti-Terror-Kampf

Von Arian Faal

Politik

Zwei mutmaßliche IS-Mitglieder am Atatürk-Flughafen festgenommen - Angebot an Russen zur Kooperation gegen den IS.


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Ankara/Istanbul/Moskau. Sechs Tage nach dem brutalen Selbstmordanschlag mit 45 Toten und mehr als 260 Verletzten am Istanbuler Atatürk Flughafen verstärkt die Türkei den Anti-Terror-Kampf. Auf den Flughäfen wird seither rund um die Uhr rigoros kontrolliert, zusätzlich zur Polizei sind Sondereinheiten, Geheimdienstmitarbeiter, Hundestaffeln und die Anti-Terror-Einheit im Einsatz. Letztere hat in der Nacht auf Montag zwei mutmaßliche Mitglieder der sunnitischen Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) verhaftet. Bei den beiden Verdächtigen handle es sich um zwei Männer aus Kirgistan im Alter von 25 und 35 Jahren, berichteten türkische Medien.

Im Gepäck der Männer fanden die Fahnder Nachtsichtgeräte, militärische Kleidung und zwei Pässe, die nicht ihnen gehörten. Bereits am Montag wurden sie von Anti-Terror-Einheiten stundenlang verhört. Zunächst war nicht klar, ob sie bei der Ein- oder bei der Ausreise aufgefallen waren. Die bei dem Anschlag ums Leben gekommenen drei Attentäter stammten laut türkischer Regierung aus Russland, Usbekistan und Kirgistan. Kopf des Anschlagplans soll nach türkischen Medienberichten ein Tschetschene sein. Es soll sich um Achmet T. handeln, der in Österreich seit 2003 Asylstatus genoss und sich vor zwei Jahren in Syrien und der Türkei dem IS angeschlossen haben soll.

Aus den Ex-Sowjet-Republiken in Zentralasien erhält der IS starke Unterstützung für seine Kampfeinsätze im selbst ernannten "Kalifat" auf dem Staatsgebiet des Irak und Syriens. Russlands Präsident Wladimir Putin sprach Ende 2015 von bis zu 7000 IS-Kämpfern, die aus Ex-Sowjetrepubliken stammten.

Neben der jüngsten Verhaftung haben die Behörden seit dem Anschlag bereits 13 weitere Verdächtige wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Mordes angeklagt und inhaftiert, darunter zehn Türken. Auch wenn sich der IS noch nicht offiziell zu den Anschlägen bekannt hat, so gehen die türkischen Behörden davon aus, dass die Terrormiliz für das Verbrechen verantwortlich ist.

Nicht nur durch stärkere Kontrollmaßnahmen und Verhaftungen, sondern auch durch eine intensive Kooperation mit wichtigen Schlüsselpartnern will die Türkei das Problem IS in den Griff bekommen. Hierzu übermittelte die türkische Regierung auch ein Angebot an Russland, auf diesem Gebiet enger zusammenzuarbeiten. Nicht bestätigen wollte Ministerpräsident Binali Yildirim aber Gerüchte über eine Öffnung der Luftwaffenbasis Incirlik für russische Kampfflugzeuge. In Ankara sagte er bei der Vorstellung eines Wirtschaftspakets, solche Pläne gebe es zunächst nicht. Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte am Wochenende in einem Interview mit dem Sender TRT Haber gesagt, dass der Stützpunkt Incirlik für Partner im Kampf gegen die Terrormiliz IS offen sei.

Der Kreml ließ verlauten, dass der türkische Vorschlag hinsichtlich eines Anti-IS-Kampfes "ein ernsthaftes Statement" sei, über das man verhandeln müsse, hielt aber gleichzeitig fest, dass es dazu noch keine Gespräche mit Ankara gegeben habe.

Weitreichende Folgen hat der jüngste Anschlag jedenfalls auch auf den Tourismus am Bosporus. "Jeder Anschlag führt zu einer verstärkten Zurückhaltung bei Buchungen in Richtung Türkei", sagte Verkehrsbüro-Group-Sprecherin Birgit Reitbauer zur "Wiener Zeitung".

Einbruch bei Türkei-Buchungen

Noch bis inklusive heute Dienstag kann man bei der Turkish Airlines alle Flüge von und nach Istanbul stornieren und bei der Lufthansa Group inklusive AUA gratis umbuchen. 2015 gingen die Buchungsumsätze mit der Türkei um 12 Prozent zurück, heuer brachen sie bisher um 55 Prozent ein.

Aus dem Außenamt hieß es, dass es derzeit für die Türkei keine generelle Reisewarnung gebe, jedoch wurden für einige Gebiete - etwa in der Nähe von Syrien und für Istanbul - eine partielle Reisewarnung ausgesprochen.