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TV-Debatte: Gore angeschlagen

Von Michael Schmölzer

Politik

Nach der ersten TV-Debatte zwischen Al Gore und George W. Bush konnte kein Sieger ermittelt werden. Nach der zweiten steht fest: Gore hat seinen Gegner, dem kaum intellektuelle Höchstleistungen zugetraut werden, unterschätzt.


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Dass George W. Bush doch kein so unbeholfener Debattierer ist, wie es Kritiker ihm nachsagen, musste Al Gore am Mittwochabend in Winston-Salem leidvoll erfahren: Mit einer geschickten Gesprächstaktik gewann der republikanische Präsidentschaftskandidat die Oberhand über seien demokratischen Herausforderer. Bush verlegte sich bei der Diskussion zum Thema US-Außenpolitik auf eine entwaffnende Taktik: Er stimmte allen wesentlichen Entscheidungen der Clinton-Gore Administration zu und nahm seinem Konkurrenten damit die Möglichkeit, sich in einem Schlagabtausch zu profilieren. Bei innenpolitischen Sachthemen verzichtete Gore überraschenderweise darauf, Schwächen Bushs auszuschlachten. Bush gewann die Debatte nach einer CNN-Umfrage klar für sich. 49 Prozent der Befragten sahen den Gouverneur aus Texas als Punktesieger, während nur 36 Prozent den Vizepräsidenten vorne sahen.

Was Sachthemen im allgemeinen anlangt, hat Bush wenig Möglichkeiten an Terrain zu gewinnen: Die Wirtschaftsdaten stimmen und die Arbeitslosigkeit ist nieder wie kaum zuvor. Also erheben die Republikaner den Charakter Gores zum Mittelpunkt ihres Wahlkampfes: Man dürfe Gore nicht trauen und seine Steuersenkungsversprechen Glauben schenken. Die Demokraten konterten bisher mit Verweisen auf Bushs intellektuelle Unzulänglichkeit. Nach der zweiten TV-Konfrontation ist allerdings zu befürchen, dass Bush hier doch etwas unterschätzt wurde. Die dritte und letzte Runde am Dienstag in der kommenden Woche wird also spannend.