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TV-Duell im Zeichen der Krise

Von Alexander U. Mathé

Europaarchiv

Die Kandidaten Hollande und Sarkozy lieferten sich einen harten Kampf.


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Paris/Wien. "Ich werde der Präsident der Gerechtigkeit sein." François Hollande eröffnete am Mittwochabend das mit Spannung erwartete Fernsehduell vor der französischen Präsidentschaftswahl am kommenden Sonntag. Der Sozialist wirkte entspannt gegenüber seinem Kontrahenten, den konservativen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy. Er wolle Frankreich wieder aufrichten in Zeiten der Krise, die die Ärmsten im Land treffe. Frankreich müsse wieder geeint werden, nachdem Sarkozy es gespalten habe.
Sarkozy legte vom Start weg eine aggressivere Haltung an den Tag. Hollandes Eröffnung nannte er "klassisch"; sein Vorgänger habe alles schlecht gemacht und er werde alles richtig machen. Doch er habe Frankreich nicht geteilt. "

"Es hat nie Gewalt gegeben während ich Präsident war" Selbst nach der Pensionsreform habe es zwar Demonstrationen gegeben, die aber friedlich verlaufen seien. "Diese Reden über das vereinen von Menschen klingt ja sehr nett, aber es ist in die Praxis umgesetzt worden", sagte der Präsident. "Das Beispiel, dem ich folgen möchte ist Deutschland und nicht Spanien oder Griechenland.

Und um Deutschland ging es auch gleich beim Thema Wirtschaft. Es gebe dort weniger Arbeitslose und ein stärkeres Wirtschaftswachstum als in Frankreich, argumentierte Hollande. Sarkozy hingegen, der noch 2007 erklärt habe, dass schon eine Arbeitslosigkeit von mehr als fünf Prozent am Ende seiner Amtszeit, bedeuten würden, dass er versagt habe, habe nun eine Arbeitslosigkeit in Höhe von zehn Prozent aufzuweisen. Für den Anstieg der Arbeitslosigkeit in Höhe von etwa 18 Prozent glorifiziere er sich nicht, erklärte Sarkozy. Doch stehe Frankreich im Vergleich zu Italien, Spanien oder den USA viel besser da.

Er finde es interessant, dass Hollande den Vergleich zu Deutschland bringe, sagte Sarkozy, denn alles, was die deutschen gemacht hätten, lehne Hollande ab. Dazu zähle auch die Erhöhung der Mehrwertsteuer. Dabei sei sogar Hollands eigener Sprecher, Manuel Valls, dafür gewesen.
Beim Thema Defizit sagte Sarkozy, dass es sich dabei großteils um Altlasten handle. "Sie sind ja nicht erst seit fünf Jahren im Amt", sagte dazu Hollande. Schon die fünf Jahre davor sei er Minister gewesen, darunter eine Zeit lange sogar Wirtschaftsminister. "Mit Ihnen ist es einfach: Sie sind nie schuld", sagte Hollande. "Der Unterschied zwischen uns ist, dass Sie weniger Reiche wollen und ich weniger Arme", sagte Sarkozy. "Sie wollen mehr Reiche und mehr Arme", konterte Hollande.

Wiederholt sagte Sarkozy über Hollande, dass er gelogen habe, was diesen sichtlich erzürnte. Die Worte Lüge und Lügner müssten "psychologisch" in ihm stecken, sagte dazu Hollande. Eine gute Nachricht gab es für Sarkozy noch vor der Debatte: Obwohl die Chefin der Front National, Marine Le Pen, noch am Vortag ihre Wähler indirekt aufgefordert hatte, einen weißen Stimmzettel abzugeben, stieg seine Zustimmungsrate unter ihren Wählern um 23 Prozent auf 42 Prozent.