Ex-Treasury-Leiter Rauscher schweigt zu "Geldkoffern". | Früherer Vorstand legt es auf Grundsatzstreit an. | Klagenfurt. Die Aufregung war groß: Ende August meldete sich ein anonymer Hypo-Kärnten-Insider via ORF-Interview zu Wort. Die Rede war unter anderem von Geldkoffern, die per Privatjet von Kroatien aus über Klagenfurt nach Liechtenstein geflogen worden wären. Zwei Tage später war der Informant enttarnt, am Mittwoch sollte der ehemalige Treasury-Leiter der Hypo Group, Christian Rauscher, nun auch offiziell im Untersuchungsausschuss des Kärntner Landtags Rede und Antwort stehen.
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Offenbar hat sein Mitteilungsbedürfnis nach eingehender Befragung durch die Staatsanwaltschaft jedoch deutlich nachgelassen. Nach teils hitzigen Debatten über die Berechtigung, sich zu einzelnen Fragen nicht äußern zu müssen, bestätigte Rauscher immerhin, dass er es gewesen sei, der das Fernsehinterview gegeben hatte. Seinen damaligen Aussagen stimme er auch jetzt noch vollinhaltlich zu. Nichts sagen wollte der ehemalige Bereichsleiter auf die Frage, woher er von den angeblichen Geldkoffer-Transporten wusste. Dies habe er gegenüber der Staatsanwaltschaft dargelegt.
Rauscher selbst ist jedenfalls alles andere als ein unbeschriebenes Blatt, was die Vergangenheit der Kärntner Hypo anbelangt. Seine Abteilung hat jene vielzitierten Swap-Geschäfte getätigt, die der Bank im Herbst 2004 einen Verlust von 328 Millionen Euro einbrachten. Dieser wurde dann vom Konzernvorstand in der Bilanz versteckt und flog erst 2006 auf.
Viele sehen in diesen Swap-Verlusten, die die chronische Unterkapitalisierung der Hypo dramatisch verschärften, den Anfang vom Ende der mittlerweile notverstaatlichten Bank. Rauscher bestreitet dies. Verglichen mit der Größenordnung der jetzigen Probleme hätte es sich dabei um "keinen wesentlichen Beitrag gehandelt". Rauscher verstrickte sich teilweise in Widersprüche. ÖVP-Klubchef Stephan Tauschitz kündigte an, die Staatsanwaltschaft wegen möglicher Falschaussage einschalten zu wollen.
Auf einen grundsätzlichen Rechtsstreit mit dem U-Ausschuss legt es offenbar Ex-Hypo-Vorstand Günter Striedinger an. Als erster Zeuge seit der Frühphase des Ausschusses beharrte er - vertreten durch einen Anwalt - darauf, dass sich Fragen im engsten Sinne auf den offiziellen Untersuchungsgegenstand - nämlich den Verkauf der Hypo-Mehrheit an die BayernLB im Jahr 2007 - beziehen müssen. Dazu könne er jedoch keine Auskunft geben, da er bereits im August 2006 bei der Hypo ausgeschieden sei.