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Für Kino-Feinschmecker hatte der Sonntag-Fernsehabend Einiges zu bieten - allerdings nicht auf dem Spielfilmsektor, sondern in Form von Hintergrundberichten. Den Anfang machte BAYERN um 22.30 Uhr mit einer Dokumentation über Stanley Kubrick. In "Ein Leben für den Film" erinnerten sich Freunde und Kollegen an den kompromisslosen Regisseur, der mit Filmen wie "Clockwork Orange" neue Maßstäbe setzte. Nach rund einer Stunde befand man sich bereits in der Zwickmühle: Kubrick-Fans dürften wohl bei BR geblieben sein, wo noch gut die Hälfte der Doku ausständig war. Doch auf ORF 2 startete bereits "Kubrick, Nixon und der Mann im Mond". Da es zum Glück Videoaufzeichnungen gibt, habe ich schweren Herzens umgeschaltet - und die Wahl nicht bereut. Die Pseudo-Doku über die spekulative These, dass die Bilder von der ersten Mondlandung aus Hollywood - aus der Werkstatt Kubricks - stammten, entpuppte sich als ein gelungener Mix aus Dokumentarfilm und Satire, der sich mit den manipulativen Möglichkeiten der Medien auseinander setze.
Nicht minder spannend ging es dann ab 0.30 Uhr auf ORF 2 weiter. "Der amerikanische Alptraum" beschäftigte sich mit den gesellschaftspolitischen und kulturellen Hintergründen der so genannten "goldenen Ära" des US-Horrorfilms in den frühen 70er Jahren. Dass sich die Kultschocker von Wes Craven, George Romero, John Carpenter und David Cronenberg auch als kritische Kommentare zu Ereignissen wie der Bürgerrechtsbewegung, dem Vietnam-Krieg, der "sexuellen Revolution" lesen lassen, war mir neu, wurde aber anhand von Doku-Material und Interviews plausibel gemacht. Ich werde demnächst Kinohits wie "Scream" oder "Halloween", wenn sie wieder einmal über den Bildschirm flimmern, wohl mit etwas anderen Augen bzw. überhaupt zum ersten Mal sehen, denn eigentlich bin ich gar kein Fan dieses Genres. Diese Doku aber hat mich neugierig gemacht.