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US-Präsident Donald Trump hat wieder eine Provokation auf dem Kurznachrichtendienst Twitter gezwitschert. Das wäre an sich nichts Neues, man hat sich schon an die narzisstischen Dummheiten des Immobilientycoons im Weißen Haus gewöhnt. Doch diesmal hat Trump nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks ausgetestet, sondern die Grenzen der Niedertracht klar überschritten. Worum geht es? Trump hat Hass-Videos, die von der vorbestraften britischen Rechtsextremistin Jayda Fransen ins Netz gestellt worden waren, kommentarlos an seine 43,6 Millionen Follower verbreitet. Die 31-Jährige, die der rechtsextremen Gruppierung "Britain First" angehört, bedankte sich pflichtschuldigst mit den Worten: "Gott schütze Sie, Trump! Gott schütze Amerika!"
London war not amused, dass Trump den britischen Rechtsextremisten als Megaphon dient. Downing Street 10 ließ verlauten: "Es ist falsch vom US-Präsidenten, das getan zu haben." Das Ziel von "Britain First" sei es, die britische Gesellschaft durch den Gebrauch "hasserfüllter Erzählungen" zu spalten. "Die britische Gesellschaft lehnt diese vorurteilsbehafteten Phrasen der Rechtsextremen mehrheitlich ab."
Noch bizarrer wurde es freilich, als Trumps Sprecherin damit konfrontiert wurde, dass die in den Videos aufgestellten Behauptungen schlichtweg falsch sind. Es gehe nicht um den Wahrheitsgehalt der Videos, "die Bedrohung ist real, davon spricht der Präsident". Dazu kam, dass Trump nach der Kritik aus London Premierministerin Theresa May ausrichten ließ, dass sie sich um ihren eigenen Kram kümmern solle.
Tweeter in Chief Trump, das hat die jüngste Episode wieder gezeigt, ist nicht aus dem Stoff, aus dem US-Präsidenten gemacht sind. Am Montag hätte er Navajo-Weltkriegsveteranen ehren sollen, stattdessen hat er sich über die demokratische Senatorin Elizabeth Warren als "Pocahontas" lustig gemacht, im Sommer hatte er einen Neonazi-Aufmarsch in Schutz genommen. Und in Washington macht das Gerücht die Runde, dass Trump die alte Geschichte von Barack Obamas Geburtsurkunde (Trump hat ja die Verschwörungstheorie verbreitet, dass Obama in Kenia geboren wurde) wieder ausgraben will.
Das Traurige: Das erratische, chaotische Regieren von Trump lässt keine große strategische Linie der USA erkennen. Was aber langsam sichtbar wird, ist eine Trump-Doktrin - eine Doktrin des Hasses und des Rassismus.