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Typen braucht das Tennis - wirklich?

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Es ist noch nicht allzu lange her, da sorgte Boris Becker wieder einmal für Aufsehen: Der Tennissport drohe, seiner Charaktere verlustig zu gehen, mehr Typen brauche es. Zu seiner Zeit sei alles besser gewesen, da habe es noch nicht so glatt geschniegelte Spieler gegeben, die sich jedes Wort dreimal überlegen würden, sagte er in Wimbledon. Das war nicht nur wenig respektvoll gegenüber den vielen guten und interessanten Spielern, die es derzeit auf der Tour gibt, es war auch reichlich kurzsichtig. Aber gut, Becker konnte ja nicht wissen, dass sich der zugegeben talentierte Australier Nick Kyrgios, den er als eines der wenigen positiven Beispiele der jüngeren Generation nannte, seine Worte so zu Herzen nehmen würde. Vielleicht hat Kyrgios aber auch nur "Typen" mit "Rüpel" verwechselt. Jedenfalls fügte er seiner Liste an Verfehlungen nun eine weitere hinzu, die an Unsportlichkeit kaum noch zu über- und an Niveau zu unterbieten ist. Im Zweitrundenmatch von Montreal gegen Stan Wawrinka ließ er diesen - gut hörbar über die Außenmikrophone - folgendes Unwissenswertes wissen: "(Thanasi, Anm.) Kokkinakis banged your girlfriend" - womit er nicht nur seinen Gegner, der später wegen Rückenbeschwerden aufgab, provozierte, sondern niemandem einen Gefallen tat: Nicht seinem vermeintlichen Freund Kokkinakis, nicht der Betroffenen (eine noch nicht allzu erfolgreiche Tennisspielerin, deren Name hier bewusst nicht genannt wird), schon gar nicht sich selbst. Die Vertreter des australischen Tennis sind schockiert, Kyrgios hat sein Image nachhaltig zerstört, Wawrinka fordert eine harte Strafe. Völlig zurecht. Denn solche "Typen" braucht das Tennis echt nicht. Echte Typen wiederum haben solche Ausfälle nicht nötig - weder im Tennis noch sonst wo.