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U-Bahnen ohne Fahrer im Kommen

Von Franz Steinbauer

Wirtschaft

Dichterer Takt durch automatisierte Nahverkehrszüge. | Paris, Nürnberg und Turin haben schon fahrerlose Verkehrssysteme. | Wiener Linien bleiben skeptisch. | Wien. Nahverkehrszüge und U-Bahnen sind in einigen Städten der Welt bereits ohne Fahrer unterwegs. "Automatisierten U-Bahnbetrieb gibt es zum Beispiel in Lille, Lyon und auf der Metro M14 in Paris. Die viel befahrene Pariser Linie M1 wird in Kürze auf fahrerlosen Betrieb umgestellt", sagt Ortfried Friedreich vom Zivilingenieursbüro Axis Engeneering in Wien. "Der Grund dafür sind Kapazitätsengpässe." Wenn die M1 elektronisch gesteuert werde, könne man den Zeitabstand zwischen den Zügen deutlich verkürzen, so der Zivilingenieur, der die Konferenz "Automated People Movers 2007" organisiert, die von 22. bis 25. April in Wien stattfindet.


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Auch in Kopenhagen, Turin und Nürnberg gibt es derartige U-Bahnen und Nahverkehrszüge. Für Toulouse, Budapest und Madrid sind sie in Planung. Venedig und Las Vegas setzen ebenfalls auf die fahrerlose Technik, um ihre Nahverkehrsprobleme zu lösen.

Venedig und Las Vegas

Der Vorarlberger Seilbahnhersteller Doppelmayr plant in der Lagunenstadt einen 830 Meter langen Shuttle-Zug, der die künstliche Insel Tronchetto mit der Piazzale Roma verbinden und stündlich rund 3000 Personen befördern soll. Das Projektvolumen beträgt laut Bo Birk Pedersen von Doppelmayr rund 17 Mio. Euro. Es könne gut sein, dass die Kommune Venedig unter dem Strich sogar einen Gewinn mache, weil Parkplätze im Zentrum nicht mehr benötigt würden und - so Pedersen - für Bürogebäude verwendet werden könnten.

Der Seilbahnhersteller baut auch in Las Vegas. Um 47 Mio. Euro wird im Spieler-Paradies ein Seilbahn-Shuttle errichtet. "Wir haben uns gegen die Konkurrenten deshalb durchgesetzt, weil wir das Design der Züge nach den Wünschen des Auftraggebers gestaltet haben. Unsere Mitbewerber waren zu unflexibel", erklärt Pedersen.

Technisch ist die Umstellung sowohl bei neuen als auch bei alten Strecken auf fahrerlosen Betrieb kein allzu großes Problem. Schwierigkeiten gibt es jedoch mit den Fahrgästen, die sich in unbemannten Zügen unsicher fühlen. "In Paris sind die Fahrgäste am Anfang nicht eingestiegen. Erst als man Begleitpersonal in den Zügen mitfahren ließ, haben sich die Passagiere wieder wohlgefühlt", sagt Karl Kaiser von der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten.

Weniger Personal?

Ihm wurde in Paris berichtet, dass man sogar mehr Personal brauche als vorher. Denn man müsse die Sicherheit der Fahrgäste gewährleisten. Die ehemaligen Fahrer seien zu Stationswarten und Zugbegleitern umgeschult worden. Da das Wissen des Personals verkümmere, könne es in technischen Notfällen nicht mehr eingreifen, so Kaiser. "Wir fahren bewusst nicht fahrerlos", sagt Wiener Linien-Sprecher Johann Ehrengruber. "Denn die Fahrgäste haben ein subjektives Sicherheitsbedürfnis." Mittelfristig werde es in Wien sicher keine fahrerlosen U-Bahnen geben, betont Ehrengruber.