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U-Haft im Krankenhaus

Von WZ Online

Politik

Mubaraks Gesundheitszustand offenbar instabil. | Kairo. Der vor zwei Monaten entmachtete ägyptische Staatschef Hosni Mubarak liegt in Sharm el-Sheikh im Krankenhaus. Offiziell ist der Mann, der Ägypten drei Jahrzehnte regiert hatte, jetzt ein Untersuchungshäftling. Vernommen wird er im Krankenbett.


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Die Anordnung für die Untersuchungshaft gelte zunächst für 15 Tage, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Kurz zuvor waren Mubaraks Söhne Alaa und Gamal festgenommen und nach Kairo in Untersuchungshaft gebracht worden.

Vernehmung im Spital

Wegen seines schlechten Gesundheitszustandes muss der 82-Jährige vorerst nicht ins Gefängnis. Mubarak werde in einem Krankenhaus vernommen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Nach Informationen aus dem Umfeld des Ex-Präsidenten war dieser am Dienstag zunächst in Al-Tur auf der Sinai-Halbinsel vernommen worden. Weil er über Herzschmerzen klagte, wurde er anschließend mit einem Krankenwagen in eine Klinik im Badeort Sharm el-Sheikh gebracht. Dort liege er seither auf der Intensivstation.

Die Vernehmung sei nach einer ersten Behandlung und einer anschließenden eingehenden Untersuchung gegen Mitternacht fortgesetzt worden, hieß es. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Krankenhaus wurden verstärkt. Vor dem Krankenhausgebäude versammelten sich Dutzende Menschen, die nach der Todesstrafe für Mubarak riefen. Andere Demonstranten sagten, Mubarak solle den Touristenort verlassen, da die hohe Zahl von Polizisten, die seinetwegen in der Stadt seien, dem Tourismus schade. Protest gab es auch, weil zahlreiche Patienten nach der Ankunft Mubaraks aus Sicherheitsgründen die Klinik verlassen mussten.

Gesundheitszustand weiter kritisch

Mubaraks Gesundheitszustand ist offenbar weiterhin kritisch. Sein Zustand sei "instabil", berichtete die offizielle ägyptische Nachrichtenagentur MENA am Mittwoch unter Berufung auf eine Quelle im Krankenhaus in Sharm el-Sheikh.

Die Staatsanwaltschaft wirft Mubarak und seinen beiden Söhnen vor, sie hätten sich auf illegalem Wege bereichert und die Schlägertrupps bezahlt, die auf dem Tahrir-Platz während der Massenproteste im Jänner und Februar Demonstranten getötet hatten. Mubaraks Söhne wurden zur Vernehmung an einen anderen Ort gebracht. Inoffiziell hieß es, sie sollten ins Tora-Gefängnis gebracht werden.

Mubarak war nach seiner Entmachtung am 11. Februar mit seiner Familie in ein Haus in Sharm el-Sheikh gezogen, wo er früher schon viel Zeit verbracht hatte. Zuletzt stand die Familie dort bereits unter Hausarrest. Auch mehrere Funktionäre seines Regimes wurden inzwischen unter Korruptionsverdacht festgenommen, während im Land offenkundig die Kluft zwischen dem Militär und der Bevölkerung wächst, seitdem eine Demonstration am Kairoer Tahrir-Platz am vergangenen Wochenende gewaltsam aufgelöst worden war. Zehntausende hatten auf der größten Kundgebung seit dem Sturz des Langzeit-Machthabers ihren Ärger und ihre Frustration über die politische Stagnation unter dem regierenden Militärrat ausgedrückt. Kritisiert wird auch der derzeitige starke Mann, Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi, der zwanzig Jahre eng mit Mubarak kooperiert hatte.