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U5 kommt - jetzt wirklich?

Von Christian Rösner aus Rust

Politik

Mittel werden umgeschichtet - bis Mitte der 2020er Jahre soll die erste U5-Station gebaut werden.


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Wien/Rust. "Wien braucht die U5 - und die wird es auch in dieser Stadt geben", betonte Wiens Finanzstadträtin Renate Brauner am Freitag bei der SPÖ-Klubklausur im burgenländischen Rust.

Und zwar soll sie bereits in rund zehn Jahren kommen, dann wird laut Brauner die U5 auf der alten U2-Strecke vom Karlsplatz bis Rathaus geführt und um eine Station bis zum Alten AKH erweitert werden. Die U2 wird wiederum in einer weiteren Bauphase vom Rathaus Richtung Süden bis zum Matzleinsdorfer Platz geführt, dabei soll sie die U3 bei der Neubaugasse queren und die U4 bei der Pilgramgasse (s. Grafik).

Ermöglicht wird das Ganze durch eine Umschichtung der Mittel: Das Geld für die ursprünglich geplante Verlängerung der U2 zum Wienerberg wandert jetzt in den U5-Bau. Es fehle nur noch das offizielle Okay vom Bund, der 50 Prozent der Gesamtkosten von 950 Millionen Euro übernehmen muss. Ministerin Doris Bures habe aber bereits Zustimmung signalisiert, wie Brauner erklärte.

Dass die Ressourcen vom Wienerberg nun zum Alten AKH gewandert sind, bedeute allerdings nicht unbedingt das endgültige Aus für die U2-Verlängerung in den Süden, wurde erklärt. Das Vorhaben könnte durchaus in einer weiteren Ausbaustufe verwirklicht werden - "aber eben sicherlich nicht in den nächsten 15 bis 20 Jahren", meinte Wiener Linien-Sprecher Answer Lang dazu. Dasselbe gelte auch für die geplante U5-Verlängerung bis zur Station Michelbeuern und Elterleinplatz. Ebenso ist eine spätere Erweiterung nach Süden in Richtung Hauptbahnhofgelände nicht ausgeschlossen.

Dem Ausbau von Bus- und Straßenbahnlinien gegenüber der U-Bahn Vorrang zu geben, wie das von Grünen immer wieder gefordert wird, davon hält Brauner auf jeden Fall wenig. "Die Frage, ob wir Radwege, Bus und Bim oder eine U-Bahn brauchen, ist unintelligent, sagte Brauner. "In einer wachsenden Stadt brauchen wir selbstverständlich alles." Bis 2017 soll laut Brauner gewährleistet sein, dass jeder Wiener nicht länger als 15 Minuten von der eigenen Haustüre zur nächsten S-Bahn und/oder U-Bahn brauchen wird.

Bei der Stadt-Opposition hat die Ankündigung des Baus der U5 jedenfalls keine Begeisterung ausgelöst. Während der grüne Koalitionspartner bereits Möglichkeiten zu Bau und Anschluss an andere Linien prüft, kritisierten ÖVP und FPÖ fehlende Details und bereits "x-fach" erfolgte Versprechen. Immerhin sei die U5 schon im rot-schwarzen Koalitionspakt von 1996 festgehalten gewesen.

Themensammlungder Stadträte

Bei der Klubklausur wurden schließlich noch andere Neuigkeiten verkündet - dargebracht in einer gemeinsamen Präsentation der Stadträte, um die vernetzte Zusammenarbeit der Geschäftsgruppen zu demonstrieren: So kündigte etwa Renate Brauner an, ab Herbst den "Weiterbildungstausender" auf 2000 Euro verdoppeln zu wollen, was der Stadt zusätzlich 1,2 Millionen Euro kosten wird. Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger wiederum will eine Sprachoffensive starten - und zwar mit einer Verdoppelung der 15a-Mittel für den Kindergarten und der Entwicklung von eigenen Erstsprachzentren, die gemeinsam mit den Community-Organisationen umgesetzt werden sollen. Darüber hinaus sollen die Deutschkurse neu organisiert werden, unter anderem mit einer verstärkten Einbindung der Volkshochschulen - die "Wiener Zeitung" hat berichtet.

Umweltstadträtin Ulli Sima kündigte an, in den kommenden Jahren rund 15 Millionen Quadratmeter neue Grün- und Erholungsflächen schaffen zu wollen. "Das entspricht 3000 Fußballfeldern oder der Fläche der Bezirke Alsergrund, Josefstadt und Hernals zusammen", so die Stadträtin. Und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig verkündete, dass künftig ein Drittel aller Mittel für den geförderten Wohnbau in Smart-Wohnungen fließen sollen.

Antwort aufAkademikerball

Aufhorchen ließ schließlich Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny mit der Ankündigung, dem umstrittenen "Akademikerball" der FPÖ ein "Fest der Wissenschaft" entgegenhalten zu wollen: Ab 2015 soll ein Ball für die "Scientific Community" in zeitlicher Nähe zum Burschenschafterball jährlich im Rathaus stattfinden. Damit wolle man zeigen, "dass Akademiker-Sein in Wien mehr bedeutet als Rückwärtsgewandtheit und dass der Titel Akademiker nicht einer ist, den sich die rechten Burschenschafter und die FPÖ allein auf die Fahnen heften können", so Mailath-Pokorny.

Häupl verteidigtGratis-Nachhilfe

Zusatzkosten durch die genannten Maßnahmen würden auf jeden Fall nur durch die Verdoppelung des Weiterbildungstausenders (1,2 Millionen Euro) entstehen. Und durch die veranschlagten 20 Millionen Euro für den Gratis-Nachhilfeunterricht, wie am Freitag versichert wurde. Wobei Bürgermeister Michael Häupl einmal mehr die kostenlose Nachhilfe gegenüber laut gewordener Kritik (die "Wiener Zeitung" hat berichtet) verteidigte: "Selbstverständlich ist die Frage der kostenlosen Nachhilfe etwas, was in unserem Bemühen darum steht, eine möglichst optimale Schule zu schaffen. Und selbstverständlich ist das Ziel, dass es einmal keine Nachhilfe mehr braucht", betonte Häupl. Das ändere aber nichts an der Tatsache, dass man "der ÖVP mit ihrer Schule des 19. Jahrhunderts" nicht tatenlos zusehen wolle. Die Gratis-Nachhilfe sei als Unterstützung für eine Übergangsphase zu sehen - "so lange, bis es die gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen, eine Ganztagsschulform mit verschränktem Unterricht und innerer Leistungsdifferenzierung flächendeckend gibt", so der Bürgermeister.