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Wer sich in Österreich entschließt, eine Lehre zu machen, hat es nicht leicht: In diesem Herbst werden nach Gewerkschaftsangaben über 13.000 Jugendliche keine Lehrstelle finden. Betrug die Zahl der Lehrlinge 1980 noch 194.089, waren es im vergangenen Jahr nur noch 120.486.
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Von den 13.000 Jugendlichen auf Lehrstellensuche entfallen 7.434 auf beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldete Lehrstellen Suchende und 696 auf längerfristig Suchende. 1.850 nehmen an Lehrgängen teil, 3.164 an kurzfristigen Schulungsmaßnahmen.
Ende September diese Jahres waren 38.127 unter 25-Jährige arbeitslos gemeldet. Mit den 13.144 Lehrstellen Suchenden ergibt das insgesamt 51.271 Jugendliche, die weder einen Job, noch einen Ausbildungsbetrieb gefunden haben. "Lediglich für 5.500 Jugendliche wird heuer ein Platz in Aussicht gestellt", erklärte der Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ), Jürgen Eder gestern im Rahmen eines österreichweiten Aktionstages für lehrstellensuchende Jugendliche des ÖGJ.
Heftige Kritik an der Arbeitsmarktpolitik der Regierung übte auch ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch angesichts der dramatischen Situation am heimischen Lehrstellenmarkt. Es reiche nicht, Zustände zu beschreiben, sondern es müssten Möglichkeiten und Chancen geboten werden, meinte der ÖGB-Präsident. Mit Vergleichen mit dem Ausland wird laut Verzentnitsch den 13.000 Jugendlichen, die heuer keine Lehrstelle finden, nicht geholfen. Der ÖGB fordere im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit Ausbildungsfonds, die von allen Unternehmen getragen werden, betonte Verzetnitsch. Er verwies auf die Vorarlberger Metallindustrie, wo seit 30 Jahren ein vergleichbares Modell bestehe. Ein Lastenausgleich sei nach Ansicht von Verzetnitsch dringend notwendig. Sämtliche öffentlichen Förderungen müssten an Qualitätskriterien gebunden sein. Generell seien zwar Ausbildungsplätze da, die Wirtschaft aber stelle keine Lehrlinge ein.
"Es gibt ein breitangelegtes Maßnahmenpaket, mit dem versucht wird, Jugendliche, die am Arbeitsmarkt nicht automatisch unterkommen, gezielt zu unterstützen - sei es durch befristete Beschäftigungsverhältnisse oder Qualifizierungsmaßnahmen", sagte eine Mitarbeiterin des AMS der "Wiener Zeitung" an. Es sei schließlich überall so, meint sie, dass mehr gemacht werden könnte.