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Über allen Bünden ist Ruh'

Von Walter Hämmerle

Politik

Der Termin für die Hofübergabe Bernhard Görgs steht mit dem 14. oder 15. Juni schon fest. Von einem geeigneten Nachfolger fehlt bislang aber noch jede Spur. Erstaunlich ist die Zurückhaltung im Arbeitnehmer- (AAB) und Wirtschaftsbund (WB). Beide scheinen sich vorerst vor allem auf die zweite Reihe der zu besetzenden Posten zu konzentrieren.


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Seit gestern Abend ist das Wahlkomitee, das vom Landesparteivorstand für die Suche nach einem Kandidaten für die Nachfolge Görgs beauftragt wurde, komplett: Neben den sechs Landesobleuten der Bünde haben nun auch die Bezirke ihre sechs Vertreter für das Komitee nominiert (die Sitzung war bei Redaktionsschluss noch in Gang).

Der Ort, an dem die wirklichen Entscheidungen über den neuen Obmann der Wiener ÖVP getroffen werden, dürfte aber wohl außerhalb dieses Wahlkomitees liegen. Nicht nur für die Bundespartei steht in Wien mit den kommenden Nationalratswahlen zu viel auf dem Spiel, als dass man diese Angelegenheit der unberechenbaren Dynamik eines Zwölfergremiums bunt gemischt mit den Interessen von sechs Bünden und 23 Bezirken überlassen wollte.

Auffallend allerdings ist die verhältnismäßige Ruhe, die seit dem Aufbrechen der Diskussion aus den beiden großen Bünden der Wiener ÖVP, dem ÖAAB und dem WB, dringt. Der Wirtschaftsflügel unter Obmann und Wirtschaftskammer-Präsident Walter Nettig scheint bis dato über keinen potenziell mehrheitsfähigen Kandidaten für den kommenden Parteitag zu verfügen, weshalb die Konzentration auf die zweite Reihe, die ebenfalls neu gewählt werden muss, erfolgt. Schließlich hat auch ein Parteiobmann-Stellvertreter in der Wiener ÖVP seinen Einfluss.

Für den Wiener ÖAAB gilt Ähnliches. Er hat zwar mit Staatssekretär Alfred Finz einen potenziellen Obmann-Kandidaten im Köcher, der auch schon seine prinzipielle Bereitschaft anklingen hat lassen, doch erscheint die Dynamik des Obmann-Karussells aus heutiger Sicht noch zu unwägbar, als dass seine Chancen seriös einzuschätzen wären.

Beide Bünde beziehen ihre Stärke aus ihren Ressourcen: Am mitgliederstarken ÖAAB kommt kein Kandidat vorbei, will er eine zufrieden stellende Mehrheit; der WB zieht seine Stärke aus seiner ökonomischen Potenz, auf die die Partei nicht verzichten kann.