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Der Politologe Fritz Plasser, SPÖ-Bundesgeschäftsführer Andreas Rudas, der ehemalige ÖVP-Generalsekretär und künftige EU-Abg. Othmar Karas und FPÖ-Generalsekretär Peter Westenthaler setzten sich | bei einer von der International Advertising Association (IAA) veranstalteten Podiumsdiskussion mit der Frage nach der politischen Kommunikation im Zusammenhang mit den Wahlkampfstrategien | österreichischer Parteien auseinander.
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Schwerpunkt der Diskussion war die Frage, inwieweit und ob sich der internationale Trend des "negative campaigning" auch in Österreich durchsetze. Laut Plasser sei hierzulande eine
Amerikanisierung der politischen Werbung partiell erkennbar, es überwiege allerdings die europäische Identität. Für "negative campaigning" führte der Politologe eine Faustregel an: Von einer
derartigen Strategie spreche man, "wenn mehr als zwei Drittel einer Werbebotschaft auf Versäumnisse des politischen Gegners und nur ein Drittel auf die eigene Programmatik abzielen".
Rudas hält nichts von einer derartigen Methode "für eine Partei die die Nummer eins ist und dies auch bleiben möchte." "Wir müssen positive campaigning machen", so der SPÖ-Bundesgeschäftsführer und
zeigte sich fest davon überzeugt, "daß man Erfolg hat, wenn man ein Produkt als gut darstellt". Prinzipiell werde man sich in der kommenden Kampagne für die Nationalratswahl "ausschließlich auf die
Zukunft stürzen und den Spitzenkandidaten voranstellen, der das Positive verkörpert".
Die österreichischen Wähler würden keine Partei unterstützen, die andere schlecht macht, da hierzulande ein großes Harmoniebedürfnis bestehe. "Negative campaigning" würde, so Rudas, eher zu
Politikabstinenz führen.
Weiters nannte Rudas drei Faktoren, die zu einem Wahlerfolg führen: "Man muß wissen, was man politisch will. Man muß darüber positiv reden und der Transporteur muß politische Inhalte authentisch
vermitteln".
Laut Karas werden Wahlkämpfe im Hinblick auf die steigende Mobilität und Unentschlossenheit der Wähler immer wichtiger. Die größte Bedeutung komme dabei im Verhältnis sieben zu drei den Medien im
Vergleich zur Werbung zu. Das "negative campaigning" in den USA sei nicht vergleichbar mit jenem in Österreich, denn in den Vereinigten Staaten würde man viel weiter unter die Gürtellinie gehen und
viel stärker auf die Schwächen der Personen selbst abzielen.
"Werbung und Medienarbeit alleine bringen aber noch keinen Wahlerfolg", so Karas. Man müsse den "eigenen Apparat mobilisieren" und dürfe "Wahlwerbung nicht losgelöst von der politischen
Gesamtkonzeption" betreiben. Der künftige EU-Abgeordnete tritt für eine "Politisierung der Politik" ein, wodurch die inhaltlichen Unterschiede zu den Mitbewerbern deutlicher würden.
Grundsätzlich müsse man politische Programme haben, "aber die entscheiden nicht die Wahl, sondern die auf wenige Worte reduzierten Botschaften", so Karas.
"Negative campaigning" werde auch den nächsten Wahlkampf prägen, jedoch nicht seitens der FPÖ, versicherte Westenthaler. Hingegen sei es die FPÖ, die seit zwölf Jahren von "negative campaigning"
betroffen sei. "Die Menschen wollen konkrete Lösungsvorschläge haben" · im Hinblick darauf sollen Alternativen präsentiert werden, so Westenthaler.
Aufgrund der Informationsüberflutung sieht Westenthaler einen Verknappungszwang zur Gestaltung einer politischen Botschaft. Prinzipiell greife die FPÖ nach wie vor zur Umsetzung von Inhalten auf die
"klassische Methode des Straßenwahlkampfes" zurück.
Der Nationalratswahlkampf werde, so Westenthaler, stark vom Fernsehen geprägt sein. Laut Karas habe Werbung im Wahlkampf ihre Bedeutung, was die Wahlbeteiligung und die Wahlentscheidung betreffe.
Großen Einfluß auf den Wahlausgang hätten auch die vom ORF durchgeführten Diskussionsrunden, betonte Rudas mit Verweis auf die EU-Wahl, bei der der Grüne Spitzenkandidat Johannes Voggenhuber auch
aufgrund seines "guten Auftrittes in der Fünferrunde" punkten konnte.
Das Werbemittel in Westeuropa sei allerdings noch immer das Plakat · in Österreich zu 55 bis 60 Prozent genutzt, so der Politologe Plasser über die Kernelemente des bereits begonnenen Wahlkampfes für
die Nationalratswahl.