Peking pocht auf Partnerschaften und Technologietransfer. | Firmen riskieren mitunter Verlust geistigen Eigentums. | Peking/Shanghai. China gilt als absoluter Hoffnungsmarkt für Österreichs Exportwirtschaft. Dabei hat die Führung in Peking offenbar bereits klare Vorstellungen davon, wie die wirtschaftliche Zusammenarbeit ablaufen sollte.
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"Firmen müssen sich ein etabliertes chinesisches Unternehmen als Partner wählen", erklärte Su Fan, Direktor eines Fachverbands des Umweltministeriums in Peking, vor wenigen Tagen Vertretern der österreichischen Umwelttechnologiebranche, die ihre Marktchancen im Reich der Mitte ausloten wollten. Die chinesischen Firmen hätten die nötige Erfahrung, es würde ihnen "nur an der Hochtechnologie und manchmal auch am Kapital" mangeln, so Su, und: "Wenn man ohne Anleitung einsteigt, muss man mit enormen Schwierigkeiten rechnen."
Dass ausländische Unternehmen in China einen Partner brauchen, um reüssieren zu können, bestätigt auch Walter Koren, Leiter der Außenwirtschaftsorganisation der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). Die Partnerwahl sei sogar die "wichtigste Herausforderung", die es beim Markteintritt zu meistern gelte.
Österreichische Firmen verabschieden sich allerdings zunehmend von der engstmöglichen Form der Kooperation, dem sogenannten Joint-Venture. Dabei gründen Unternehmen eine gemeinsame Tochter; das Potenzial zum von China gewünschten Technologie- und Kapitaltransfer scheint hier besonders hoch zu sein. Laut Koren entfällt aber lediglich ein Drittel der Investitionen österreichischer Firmen in China auf Joint-Ventures - bei stark sinkender Tendenz.
Ein wenig auf Distanz
Was manche Österreicher davon abhält, eine allzu enge Bindung einzugehen, ist die Sorge, dass technologische Entwicklungen widerrechtlich von den Chinesen übernommen werden könnten. So gut wie alle Firmen, die im Reich der Mitte zu tun haben, bestätigen, dass man diesbezüglich auf der Hut sein müsse.
Nichtsdestoweniger nehmen manche Unternehmen das Risiko in Kauf: Der chinesische Markt sei groß genug, ist zu hören. Technologie wird eben bis zu einem gewissen Grad gegen Marktpräsenz eingetauscht.
Besonders im Sinne Pekings dürften die China-Geschäfte der zum A-Tec-Konzern gehörenden Austrian Energy & Environment (AE&E) sein: Der Umwelttechnik-Anbieter ist seit vielen Jahren im Reich der Mitte präsent und hilft mittlerweile chinesischen Firmen bei deren Expansion ins Ausland. Bereits am Laufen ist etwa ein Kraftwerksprojekt von AE&E und chinesischen Partnern in Botswana. Weitere Projekte sind dem Vernehmen nach in Planung. Dass derartige Schritte auch ein Risiko darstellen können, ist dabei offenbar einkalkuliert.
Langer Atem nötig
Besonders schwierig ist der Markteintritt in China für Klein- und Mittelbetriebe, die oft nicht den nötigen langen Atem haben. Als erster Türöffner hilft im Reich der Mitte jedenfalls die Politik, weshalb neben Wirtschaftskammer-Wien-Chefin Brigitte Jank auch Umweltminister Nikolaus Berlakovich die - eingangs erwähnte - Wirtschaftsdelegation begleiteten.
Man könne künftig gegenüber den Chinesen darauf hinweisen, die Rückendeckung der Regierung zu haben, so ein Unternehmer. Derartige Unterstützung dürfte weiterhin notwendig sein: Laut WKO sollen in den kommenden fünf Jahren die österreichischen Exporte nach China von 2 auf 4 Milliarden Euro pro Jahr verdoppelt werden.