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Über die Macht der Mächtigen

Von Sabine Ertl

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Die Talkrunden am Sonntagabend auf ARD und n-tv standen im Zeichen des Todes von Jürgen Möllemann. Inhaltlich kamen sich Klaus Bressers "Talk im Berlin" und Sabine Christiansen mit gleichnamiger Sendung diesmal erstaunlich nahe. Stellte Bresser die Frage: "Macht Politik süchtig?", formulierte Christiansen das Themenspektrum von Macht, Politik und Sucht einen Hauch komplexer: "Politik als Droge - Was macht die Macht mit den Mächtigen?".

Betroffenheit sollten wohl beide Sendungen auslösen, obwohl beide in einem befremdlichen Gesprächskokon abgespult wurden. Bresser befragte seine Gäste (u. a. Norbert Blüm und Oskar Lafontaine) gezielt: Haben Persönlichkeiten in der Politik keine Chancen mehr? Was bewirkt der Entzug der Droge Macht?. Christiansens Diskutanten (sämtlicher politischer Lager) wirkten zwar unerbittlich, aber irgendwie gesitteter und ergriffener als sonst. Die Moderatorin zitierte eingangs nicht nur Möllemann: "Wenn Politik eine Droge ist, dann eine zu der ich mich bekenne", sondern erinnerte auch an eine in der Medienöffentlichkeit stehende Persönlichkeit unter Drogenverdacht. Ebenso weitläufig ihr Fragespiel: War man nicht maßvoll genug in der Parteiführung? Hat ihn das Spiel um Macht in den Tod getrieben? Und so sollte auch für beide das krönende Schlusswort nicht einfach sein: Fiel Christiansen nichts anderes ein, als nach einem Erkenntniskonzept zu fragen, beschloss Bresser seine Runde jovial mit: "Ich hoffe, es war nicht alles dumm, was gesagt wurde." Zurück blieb auch der Zuseher, nachdenklich über die Macht und Ohnmacht der Mächtigen, wo immer die auch liegen mag.