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Die Arbeitsgesellschaft steckt in einem strukturellen Umbau - eine Entwicklung, die für Frauen einerseits neue Chancen birgt, anderseits wird aber auch die Konkurrenz zwischen Frauen und Männern sowie zwischen Frauen intensiver. Das neue Buch der Soziologinnen Christine Goldberger und Sieglinde K. Rosenberger behandelt facettenreich verschiedene Themen zwischen Konkurrenz und Karrieren.
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In dem Buch "FrauenKarrierenKonkurrenz" bieten Wissenschafterinnen aus verschiedenen Disziplinen eine eingehende Problemanalyse zum Feld der beruflichen Karrieren und Konkurrenz.
"Personalentscheidungen sind immer noch von Geschlechterstereotypen beeinflusst, die eine höhere Geschlechtskompatibilität von Männlichkeit und Führungstätigkeit suggerieren", konstatiert etwa die Soziologin Johanna Hofbauer, in ihren Ausführungen zu "Arbeitsmarkt, Zeit- und Mobilitätskonkurrenz". Frei werdende Positionen würden häufig von Mitarbeitern aus männlichen Netzwerken besetzt. Damit werde die "Barriere der kulturellen Männlichkeit vom Management reproduziert". Allerdings nehme der Druck auf männerbündische Strukturen in Betrieben zu. Gründe dafür seien unter anderem die rechtliche Gleichstellung von Männern und Frauen, der Anstieg des Bildungsniveaus von Frauen sowie ihre zunehmende Erwerbsbeteiligung: "Frauen sind heute karrieremotivierter", erläutert Hofbauer.
Als Reaktion auf betriebliche Restrukturierungen und Entlassungen habe sich ein neues, vorwiegend männliches Phänomen entwickelt: Der Anwesenheitskult ("presenteeism"). Dieses Phänomen bestehe darin, "dass höhere Angestellte bzw. Manager länger am Arbeitsplatz verbleiben als es ihre Aufgaben rechtfertigen, d.h. sie 'arbeiten' auch dann noch, wenn eigentlich nichts mehr zu tun ist". Das Ziel der "symbolischen Anwesenheit" sei es, im Betrieb auch in Zeiten von Personaleinsparungen als unverzichtbarer Mitarbeiter zu gelten. Dadurch komme es zu einer Verdrängung von MitstreiterInnen, die sich dieses Verhalten nicht leisten können. Durch diesen Anwesenheitskult werde somit eine weitere Barriere aufgebaut. Studien zeigen, dass Frauen dabei nicht nur nicht mitspielen können, sondern viele wollen ihre kostbare Lebenszeit auch nicht in jenem Ausmaß investieren.
Goldberg,Ch./Rosenberger,S.K. (Hrsg.): "KarriereFrauenKonkurrenz" - Studien-Verlag, 2002. ISBN 3-7065-1694-2