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Zweifellos war Uriella der Paradiesvogel unter dem Esoterikgeflügel. Was sich aber seit dem Tod der Sektenführerin und angeblichen Wunderheilerin am vergangenen Sonntag in den Sozialen Medien abspielt, ist indiskutabel.
Da freuen sich Skeptiker ganz offen über den Tod dieser Frau. Die Brille der wissenschaftlichen Vernunft filtert, neben den esoterischen Brimborien, offenbar auch die Menschlichkeit aus dem Weltbild heraus. Man spottet, was das Zeug hält. Einer will den anderen an Originalität übertreffen und legt immer noch ein Schäuferl nach und noch eines und noch eines.
Nun mag der Grundsatz der Griechen und Römer der Antike, über Tote nur Gutes zu sagen, zu Recht abgewandelt werden, über Tote die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit zu sagen, ist nicht gleichbedeutend mit spotten. Dabei geht es nicht um Uriella, es geht um die Spötter. Niemand ist kleiner und erbärmlicher, der auf einen Toten hintritt im vollen Bewusstsein, dass eine Gegenwehr nicht mehr erfolgen kann.
Was aber soll ein Esoterikverfallener von solchen selbsternannten Skeptikern lernen? Chemtrails gibt es nicht, Globuli sind Schwachsinn, wer etwas anderes glaubt, ist ein Trottel, und was für eine Hetz’, dass die Uriella tot ist: Soll so die Basis einer modernen Aufklärung aussehen? Vielleicht bilden ja die Skeptiker mittlerweile ebenso eine Blase wie die Esoterikanhänger, innerhalb der man Witze für die eigene Klientel reißt. Und diesmal sind es eben Witze über den Tod eines Menschen.
Es lache, wer es vermag.