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Rund um den 9. August ließ das deutsche Fernsehen ihren Parade-Korrespondenten Gerd Ruge zu seinem 75. Geburtstag hochleben. Der ARD widmete ihm am Samstag sogleich eine lange "Gerd-Ruge-Nacht". Mit Start um 22 Uhr (bis 5 Uhr morgens) gab es exakt 16 Reportagen, die jede Videokassettenkapazität zu sprengen vermochten und die man sonst auch nur Häppchenweise zu sehen bekommt. Obgleich der unglaublichen Fülle waren die Beiträge übersichtlich aufgeteilt, der Fernsehabend ein Erlebnis. Kein Wunder, denn Gerd Ruge hat ja (fast) die ganze Welt bereist.
Seine Markenzeichen: bärtiges Gesicht, unverwechselbar nuschelnde Stimme, hundertprozentige Seriosität. Ruge ist in Afghanistan, am Balkan, China, Russland, Sibirien, Südafrika. Ruge spricht mit Augenzeugen, meist aus dem Stegreif, blickt zurück, interessiert sich weniger für das Militärische, mehr für das Politische, die Menschen. Ruge, stets einfühlsam, nie sensationslüstern.
Belastbare Füße und eine große Portion Neugierde waren es, die er, wie man von dem 75-jährigen Jubilar erfuhr, am Anfang seiner Laufbahn mitbrachte. Den Job habe er eigentlich genutzt, um längere Zeit aus Deutschland hinauszukommen, um zu sehen, wie es in der Welt aussieht. Und über 50 Jahre sollte er unterwegs sein: Als Menschenfreund und Profi des gelebten Journalismus hat er uns wohl immer gerne ein Stückchen auf seiner Reise mitgenommen, um den Alltag möglichst vieler "normaler" Leute zu zeigen. Und damit ist ihm ein Stückchen alternativer Geschichtsschreibung jenseits langweiliger politischer Chroniken gelungen.