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Überalterung belastet Budgets

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Europaarchiv

Kosten für Pensionen und Gesundheitspflege steigen. | Österreich recht gut vorbereitet. | Brüssel. Der EU droht, langfristig am Bevölkerungsschwund zu zerbrechen. Bis zum Jahr 2030 werde es EU-weit um 20 Millionen weniger Arbeitskräfte geben als heute, warnte Sozialkommissar Vladimir Spidla gestern, Donnerstag. In der Folge wird nach Berechnungen der Kommission das Wirtschaftswachstum bis 2050 deutlich sinken, die Budgetdefizite und die Verschuldung ohne engagierte Gegenmaßnahmen werden hochschnellen. Wenn die EU-Staaten die "Zeitbombe der Alterversorgung nicht entschärfen, wird sie in den Händen unserer Kinder explodieren", warnte Währungskommissar Joaquin Almunia.


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Die Haushalte müssten konsolidiert und die zum Teil rapide anschwellenden Kosten für Pensionen, Gesundheits- und Langzeitpflege eingefangen werden. Gründe für die alarmierende Bevölkerungsentwicklung sind die niedrige Geburtenraten, die höhere Lebenserwartung und die das Pensionsalter erreichende Babyboom-Generation. Das Zeitfenster für Reformen betrage zehn Jahre, sagte Spidla.

Sechs EU-Staaten sind Hochrisikoländer: In Griechenland, Portugal, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern drohen die Ausgaben für die Alters- und Gesundheitsversorgung um bis zu knapp zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) anzuwachsen. Österreich ist dagegen ziemlich gut gewappnet. Lediglich 0,2 Prozent Anstieg sieht der Bericht der Kommission bis 2050 gegenüber dem Jahr 2004.

Geringeres Wachstum

Doch auch niedriges Risiko heiße keineswegs kein Risiko, mahnte Almunia. Zwar haben große Pensionsreformen 2003 und 2004 den potentiellen Anstieg der Altersausgaben auf einen der niedrigsten Werte der EU gedrückt. Dennoch werde das Wirtschaftswachstum aufgrund der Überalterung der Bevölkerung im Zeitraum von 2031 bis 2050 auf 1,2 Prozent des BIP im Schnitt gegenüber 2,2 Prozent zwischen 2004 und 2010 sinken.

53,2 Prozent wird der Anteil der 65-jährigen Österreicher dann von der Gruppe der 15- bis 64-jährigen betragen. Das bedeutet, dass auf einen Pensionisten weniger als zwei Erwerbstätige kommen. 2004 waren es mehr als vier Berufstätige pro Rentner.

Unerlässlich sei laut Almunia unter anderem eine Steigerung der Beschäftigungsrate der Arbeitnehmer über 55 Jahren von derzeit 32,2 Prozent EU-weit. Dafür plädierte auch Spidla. Er will das Problem aber noch grundsätzlicher angehen. "Wir wollen eine Umgebung schaffen, in der die Europäer wieder mehr Kinder bekommen", sagte er. Vor allem die ganztägige Vorschulbetreuung sei enorm wichtig.

Nicht aus den Augen lassen will er auch die Migration als Rettungsanker. Spätestens 2011 sind alle Reise- und Niederlassungsbegrenzungen innerhalb der EU-25 aufgehoben. 2009 will die Kommission einen Vorschlag für die legale Migration von Bürgern außerhalb der EU vorlegen.