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Überalterung in Europa

Von Sissi Eigruber, Saalfelden

Wirtschaft

Der Anteil der über 60-Jährigen in Europa wird immer größer, die Lebensdauer der Menschen steigt, die Geburtenrate sinkt. Diese Entwicklung werde sich auch massiv auf den (touristischen) Arbeitsmarkt auswirken, erläuterte der Demograph Rainer Münz von der Humbold Universität Berlin am dritten und letzten Tag des diesjährigen Hotelierkongresses der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) in Saalfelden.


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Rund 1,6 Millionen ÖsterreicherInnen sind derzeit älter als 60 Jahre - 2050 werden etwa 3 Millionen Menschen dieser Altersklasse angehören. Und es sei unwahrscheinlich, dass wir trotz Kindergeld mehr Geburten haben werden, so Münz. Diese Entwicklung führe zu einer teilweisen Entvölkerung Europas, eine restriktive Zuwanderungspolitik werde diesen Trend verstärken. Mit einer sinkenden Bevölkerungszahl sei in Österreich zum Beispiel im südlichen Burgenland, im oberen Waldviertel und in den großen Städten zu rechnen.

Als Folgen der Überalterung der Gesellschaft prognostizierte Münz eine schrumpfende Anzahl von Schülern, Lehrlingen und jungen Erwachsenen als potentielle Arbeitnehmer, was zu einem Arbeitskräftemangel in etlichen Branchen und Regionen führen werde. Auch in Bezug auf die EU-Beitrittskandidaten könne daher eine Abschottung des Arbeitsmarktes nicht im Interesse der Wirtschaft sein. Einer Übergangsfrist von sieben Jahren für den Zutritt zum österreichischen Arbeitsmarkt, wie sie für einige osteuropäische Beitrittskandidaten gefordert wurde, kann Münz nichts abgewinnen. Um tüchtige und begabte Migranten werde ein Konkurrenzkampf einsetzen.

Einen Ausweg könne es nach Münz nur durch eine offensivere Migrationspolitik, flexible Anwerbung von Arbeitskräften und eine entsprechende Ausbildung der inländischen Bevölkerung geben. Zudem sei die Strategie, alte Arbeitnehmer durch junge zu ersetzen, am Ende angelangt, da es künftig zu wenig Junge geben werde, um Posten nachzubesetzen. Abgesehen von der Arbeitsmarkt-Entwicklung müsse sich der heimische Tourismus künftig auf einen größeren Anteil von älteren Gästen einstellen. Dabei müsse berücksichtigt werden, dass die Alten von morgen gesünder sein und mehr Kaufkraft haben werden als die Alten von heute, so Münz. Durch die Zunahme der "gesunden Alten" werden auch die Hochsaisonen an Bedeutung verlieren. Für das Wachstum im Tourismus sei es auch notwendig neue Märkte wie Indien oder China zu erschließen.