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Überdosis Leben?

Von Bernhard Baumgartner

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Es ist ein interessantes Experiment, das die Wiener Polizei von Samstagfrüh ab 7 Uhr durchführen wird. Sie will 24 Stunden lang über alle ihre Streifenwagen-Einsätze auf Twitter informieren. Unter dem Hashtag "#24h133" soll "der Bevölkerung ein Einblick in das breite Spektrum der Polizeiarbeit gegeben werden". Nun weiß man ja, dass Polizeiarbeit mehr ist als Strafzettel verteilen und Verkehrsströme lenken. Die "Vielfalt und Quantität der Einsätze" wolle man abbilden, heißt es. Dazu stehen mehrere Teams im Schichtbetrieb bereit. Das könnte durchaus ein Lehrstück an Transparenz sein. Schließlich ist vielen nicht klar, was sich alles an einem Wochenende in einer Großstadt abspielt. Und Wörter wie "friedlich" oder "ruhig" sind es normalerweise nicht, die Kriminalisten in den Sinn kommen. Fragt sich nur, wie man mit heiklen Informationen über Straftaten umgehen will. Schließlich gilt es auch zu vermeiden, dass Schaulustige sich einen Spaß daraus machen, sich aus erster Hand zu "informieren".

Denn zu viel des Guten kann auch kontraproduktiv sein: Das sieht man derzeit etwa bei den politischen Fernsehduellen im ORF, aber auch im Privatfernsehen. Man sollte sich durchaus überlegen, wie sinnvoll es ist, Duelle mit denselben Personen hintereinander zu bringen. Wenn alles schon gesagt ist, kann es mühsam sein, wieder zur ersten Runde in den Ring zu steigen. Da hätte es sich ausgezahlt, auch andere Formate zu suchen, anstatt in trauter Redundanz parallel zueinander mit unüberblickbaren "Jeder gegen jeden"-Duellen das Programm zu füllen. Weniger ist da oft mehr.