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Überdruss statt Ennui

Von István Orbán

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Es ist nicht immer so, dass man von dem, was man eigentlich mehr mag, das geboten bekommt, wofür man es eben mehr mag. Dann hält man sich halt an das eigentlich weniger Gemochte, findet da mit Glück zunächst ein wenig Trost, dem die Enttäuschung folgt. - So irgendwie erging's mir jedenfalls am Montag.

Grundsätzlich dem Rundfunk, und da besonders Ö1 mehr zugetan als dem Fernsehen (zumal dem heimischen), sah ich am Montagabend der Literatur aus Österreich in "Texte" im Radio erwartungsvoll entgegen. Doch weder Ferdinand Götzens Reise-Prosa, noch Richard Walls Gedichte haben meinem Ohr besonders gemundet. Und weil nichts mehr Versprechendes nachkam, stieg ich (kein Malheur, ich hab's schon oft genug gesehen) mitten in Fellinis "Ginger und Fred" auf ARTE ein. Gut, sehr gut - wie alles von Fellini. Und dieser bald 20 Jahre alter Film auf weiten Strecken ein furioses Parlando von Marcello Mastroianni, kongenial unterstützt von Giulietta Massina. - Das war der Trost. Und dann kam die Enttäuschung, in Gestalt eines Films im ZDF, angeblich nach Alberto Moravias "La noia"; das hat mich hingelockt. Von der "Langeweile" der Vorlage war in dem Film nichts zu spüren (trotz dem französischen Originaltitel "L'ennui"), es herrschte vielmehr hektische Paranoia. Die deutsche Brachial-Betitelung war da weitaus treffender. Sie lautete "Liebe, Sex und Leidenschaft". - Ich hätte das beachten und das Machwerk meiden sollen.