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Überflüssige Bilder

Von Hermann Schlösser

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Wenn das Hochwasser in Oberösterreich ganze Landstriche überflutet, ist das für das Fernsehen insofern eine gute Nachricht, als dabei interessantes Bildmaterial entsteht: Bäche, die zu reißenden Strömen werden, Feuerwehrleute im Einsatz und dergleichen mehr.

Aber natürlich müssen die TV-Nachrichten auch Themen behandeln, die optisch weniger ergiebig sind. Insbesondere die Bereiche Wirtschaft und Industrie kommen der filmischen Aufbereitung nicht entgegen. Was gibt es schon zu sehen, wenn Zinsen gesenkt oder erhöht werden? Und wie illustriert man sinnvoll einen Bericht über die Konjunkturentwicklung, die sich in Zahlen so viel angemessener ausdrücken lässt als in Bildern? Wie das Fernsehen dieses Problem löst - bzw. nicht löst -, lässt sich Abend für Abend beobachten. Während eine Stimme im Off wirtschaftliche Sachverhalte erklärt, werden Fließbänder gezeigt, rollen Lastwagen auf einer Autobahn dahin, wandern Menschen durch Fußgängerzonen, usw. usf. - auf die genauen Bildinhalte scheint es dabei nicht anzukommen.

Bebilderungen dieser Art merkt man nur zu deutlich an, dass sie Verlegenheitslösungen sind: Etwas Besseres hat der Reporter in der Eile halt nicht gefunden. Wie gesagt, es ist schwierig, Wirtschaftsnachrichten interessant zu illustrieren. Doch wäre es schön, wenn es den TV-Journalisten gelänge, die Masse der überflüssigen Bilder ein wenig zu reduzieren.