Konzernchef Stern räumt ein, dass die Pläne Brüssels "massiven Einfluss" auf die Profitabilität haben könnten.
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Die Pläne der EU für eine Übergewinnsteuer in der Energiebranche sorgen bei vielen Anlegern, die ihr Geld vor allem wegen der kräftig gestiegenen Öl- und Gaspreise in OMV-Aktien investiert haben, für große Unsicherheit. Am Donnerstag ging es mit dem Kurs des teilstaatlichen Wiener Konzerns jedenfalls steil bergab – um bis zu 6,7 Prozent auf 38,16 Euro. Fast 900 Millionen Euro an Börsenwert lösten sich dabei im Handelsverlauf in Luft auf. Von den EU-Plänen irritiert zeigte sich auch Alfred Stern. Der OMV-Chef weiß noch nicht recht einzuordnen, was da auf "sein" Unternehmen zukommen könnte. "Die Präzisierung des Gesetzes fehlt noch", sagte Stern im Klub der Wirtschaftspublizisten. Gleichzeitig betonte er: "Wir werden das entsprechend im Auge behalten, weil das schon massiven Einfluss haben kann."
Geht es nach der EU-Kommission, sollen übermäßige Gewinne von Energiefirmen in Zukunft abgeschöpft und umverteilt werden, um die Verbraucher zu entlasten. Kommissionschefin Ursula von der Leyen kündigte wie berichtet einen Gesetzesvorschlag gegen die hohen Energiepreise an, der die Öl- und Gaskonzerne merklich treffen würde. Laut dem Entwurf sollen die Unternehmen auf jene Profite des laufenden Jahres, die 20 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen drei Jahre liegen, eine Solidaritätsabgabe von mindestens 33 Prozent zahlen.
Gas im Wert von 20 Milliarden
"Im Wesentlichen voll" sind unterdessen die Gasspeicher der OMV, wie Konzernchef Stern am Donnerstag berichtete. Konkret sprach er von 93 Prozent. Insgesamt seien die Gasspeicher in Österreich derzeit zu mehr als 70 Prozent gefüllt. Damit, so Sterns Einschätzung, "sollten wir eigentlich über den Winter kommen". Den Gesamtwert der hierzulande aktuell gespeicherten Gasmenge bezifferte der Manager unter Berücksichtigung gegenwärtiger Preise auf circa 20 Milliarden Euro.
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Zuletzt hat die OMV Pipeline-Kapazitäten ersteigert, um 40 Terawattstunden Gas aus Deutschland und Italien nach Österreich zu transferieren. Laut Stern ist diese Gasmenge ab 1. Oktober für ein Jahr verfügbar. Damit könne die OMV dann 100 Prozent ihrer Lieferverpflichtungen abdecken, die wiederum für circa 45 Prozent des Gesamtverbrauchs in Österreich stünden. Was die Speicherkapazitäten im Inland betrifft, hält das Unternehmen einen Marktanteil von 25 Prozent.
Indes würden der Krieg in der Ukraine und die aktuelle Gaskrise an der langfristigen Strategie der OMV, sich in ein reines Chemieunternehmen umzuwandeln, das wiederverwertbare Kunststoffe herstellt, nichts ändern, so Stern. "Wir fahren auf der Autobahn, sehen einen Unfall und auf diesen Unfall müssen wir reagieren, das ändert aber natürlich nicht das Ziel, wo wir gerne hinfahren würden", erklärte er dazu bildlich.
Nach wie vor wolle die OMV auf Nachhaltigkeit als Innovations- und Wachstumstreiber setzen. Denn mittel- bis langfristig werde die Nachfrage nach Öl und Gas zurückgehen. "Das sind keine Wachstumsmärkte." Hingegen seien Chemie und Materialien sowie nachhaltige Kraftstoffe notwendig, um die Energiewende voranzutreiben. "Eine Energiewende in Österreich wird ohne die OMV nicht stattfinden", betonte Stern.
Auch in erneuerbare Energien wolle der Konzern künftig investieren. Geschäftschancen sieht Stern bei Geothermie. Jährlich investiert die OMV 3,5 Milliarden Euro. Dazu erklärte Stern: "Die Investitionen, die wir heute auf den Boden setzen, begleiten uns 20 bis 30 Jahre." Sie müssten daher gut überlegt sein.
Raffinerie bald wieder repariert
Zur Raffinerie Schwechat, in der es im Juni im Zuge einer Generalüberholung zu einem Unfall kam, der die Anlage massiv beschädigt hat, sagte Stern, dass es "gute Fortschritte bei der Reparatur" gebe. In der ersten Oktoberhälfte solle die Produktion, deren Auslastung derzeit nur bei 20 Prozent liege, wieder hochgefahren werden. Mit dem Vollbetrieb der Raffinerie rechnet Stern "in den Wochen danach". Das Hochfahren werde auch die Versorgungslage bei Diesel und Heizöl entspannen, wo momentan europaweit eine Marktknappheit herrsche.