Reichlich bunt und vielfältig ging es Dienstag Früh auf Ö1 zu. Das "Radiokolleg" dieser Woche hat sich dem Thema Porträts verschrieben und schaffte es in nur 25 Minuten, einen Bogen vom Sonnenkönig Ludwig XVI. über Lenin, Stalin und Hitler bis hin zu Kim Il-sung, Putin und Bush Junior zu spannen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Bundeskanzler Faymann fehlte ebenso wenig wie die österreichischen Bundespräsidenten, das Internetportal Facebook oder die frühere Notvariante der Exekution eines Todesurteils, bei der statt des nicht greifbaren Verurteilten sein Bildnis gehenkt wurde. Das Porträt in der Geschichte, als Herrschergemälde, dann als Fotografie, mal retuschiert, mal abschreckend realistisch.
Klar, all das beleuchtete aus vielen Blickwinkeln die Bedeutung der Bilder, die Menschen von Menschen machen, und passte somit zum Thema. Aber ein Bisschen viel auf einmal war es doch. Ein zu bunter Mix. Da kam etwa zwischendurch die Rede auf ein Foto, das Annie Leibowitz von George W. Bush samt seiner Administration geschossen hatte, und die Charakterisierung der Gesichtszüge der darauf Abgebildeten wie Dick Cheney, Condoleezza Rice oder Donald Rumsfeld. Das war schon keine leichte Aufgabe, in einem Medium, das sich ausschließlich an das Gehör richtet, ein Bild erstehen zu lassen. Und diese Aufgabe wurde hervorragend gemeistert - ebenso wie die Beschreibung des berühmtesten Gemäldes von Ludwig XIV., das den französischen König in all seiner Verachtung der übrigen Welt gegenüber zeigt. Das war Radio vom Feinsten. Aber, um beim Thema zu bleiben, das Bild, das die Sendung in dieser knappen halben Stunde entwarf, war überladen. Ein paar Aspekte fortzulassen, hätte gut getan.