Beim sich abzeichnenden Bieterrennen um den kanadischen Düngemittelspezialisten Potash geht es um viel: Neben dem britisch-australischen Rohstoffkonzern BHP Billiton, der auch zu einer feindlichen Übernahme bereit ist, haben mit der chinesischen Sinochem-Gruppe und dem brasilianischen Vale-Konzern zwei weitere Großunternehmen beim weltgrößten Erzeuger von Kali - es handelt sich dabei um eine Vorstufe für Düngemittel - angeklopft.
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Weil das Potash-Management das 39 Milliarden Dollar (30,7 Milliarden Euro) schwere Übernahmeangebot von BHP Billiton ablehnt, könnte am Ende des Tages der größte Düngemittelhersteller der Welt einen Eigentümer als Südamerika oder Asien haben. Das BHP-Offert entspricht 130 Dollar pro Aktie - ist den Kanadiern jedoch deutlich zu wenig. Potash rät den Aktionären jedoch, nicht auf das Angebot einzugehen: "Es dürften bessere Angebote oder andere Alternativen auftauchen."
Unabhängig vom Einzelfall Potash ist die weltweit agierende Rohstoffbranche im Moment an Zukäufen und Fusionen extrem interessiert - manche Experten sehen in der anrollenden Übernahmewelle bereits einen Hinweis auf einen Rohstoff-Superzyklus, wonach begehrte Ausgangsstoffe knapp werden könnten: Seit dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise Ende 2008/Anfang 2009 sind die Preise für Rohstoffe wieder deutlich gestiegen. Besonders Eisenerz, Kupfer und Erdöl haben sich verteuert. Dieses Jahr wurden in der weltweiten Rohstoffbranche bis dato Deals im Wert von insgesamt rund 320 Milliarden Dollar entweder vorbereitet oder bereits finalisiert. Für nur acht Monate - Jänner bis August - riecht das gehörig nach Rekord. Der bisherige Spitzenwert stammt mit mehr als 380 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2006 - und bezieht sich auf das Gesamtjahr.
Aber nicht nur die Rohstoff-Konzerne sind in Aufruhr, auch in anderen Branchen wie Chemie oder Software ist die Pipeline der Übernahmen und Fusionen derzeit gut gefüllt. Der global führende Chiphersteller Intel übernimmt für einen Milliardenbetrag den Anti-Viren-Spezialisten McAfee. In der Chemiebranche wiederum erhöhte sich die Zahl der weltweit angekündigten Transaktionen im ersten Halbjahr von 482 (im Vergleichszeitraum ein Jahr davor) auf 522. Das Volumen der Deals stieg von 19 auf 31 Milliarden Dollar. Strategische Übernahmen sind dabei gegenüber reinen Finanzdeals in der Überzahl.
Alles hängt an der Konjunktur: Sowohl bei Rohstoff- als auch bei Chemie-Unternehmen handle es sich um sogenannte Frühzykliker, die von der - gegenüber Anfang 2009 - verbesserten Wirtschaftslage als Erste profitierten, sagt Gerhard Schwartz, Experte für Fusionen und Übernahmen vom Wirtschaftsprüfer Ernst & Young.