Veolia will den Rivalen Suez schlucken. Doch der ziert sich bisher und sieht ein feindliches Manöver.
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Bereits 2012 wollte der französische Wasser- und Abfallkonzern Veolia den Konkurrenten Suez übernehmen. Doch ein Deal kam damals nicht zustande - vor allem aufgrund wettbewerbsrechtlicher Bedenken, Befürchtungen über Arbeitsplatzverluste sowie der Uneinigkeit der beiden Chefs. Jetzt, acht Jahre später, hat Veolia einen neuen Übernahmeversuch gestartet. Aber auch diesmal gehen bei Suez die Wogen hoch. Das Pariser Unternehmen will sich nicht kaufen lassen und bezeichnet Veolias Avancen als feindliches Manöver. Anfang September sagte Suez-Chef Bertrand Camus dem "Figaro", der vorgeschlagene Deal sei ein Irrweg und schlecht für Frankreich.
Seit Montag scheint Veolia für seine Pläne allerdings freie Bahn zu haben. Denn da kündigte ein Großaktionär von Suez, der französische Versorger Engie, an, dass er knapp 30 Prozent an Suez und damit den Großteil seines Aktienpakets an Veolia für 3,4 Milliarden Euro verkaufen werde. Die Vertreter des französischen Staates, der an Engie mit mehr als einem Fünftel beteiligt ist, hatten sich im Engie-Verwaltungsrat zwar gegen die Annahme des Angebots ausgesprochen, waren aber überstimmt worden. Zuvor hatte Veolia sein Ende August vorgelegtes und von Engie zunächst als zu niedrig erachtetes Offert von 15,50 Euro je Aktie um gut 16 Prozent aufgefettet - und alles in allem um rund 500 Millionen Euro.
Dass nun ein Kernaktionär das Feld bei Suez räumt, ist für Veolia der Auftakt für die Komplettübernahme des börsennotierten Rivalen. Nach der Einigung mit Engie erklärte Veolia noch am Montag, den übrigen Suez-Aktionären ebenso viel bezahlen zu wollen wie Engie - 18,00 Euro für jede Aktie. Womit 100 Prozent von Suez rund 11 Milliarden Euro kosten würden. Daneben betonte Veolia aber auch, zuerst einmal grünes Licht von der Suez-Führungsriege bekommen zu wollen. Diese hat sich bis dato allerdings noch nicht geäußert, seit Dienstag laufen Verhandlungen mit ihr. Das erste Offert war Suez-Chef Camus jedenfalls zu niedrig: Es bewerte Suez nicht angemessen. Kritik hagelte es auch dafür, dass Veolia bei seinen Übernahmeplänen zu erwartende Wettbewerbsbedenken nicht ausreichend berücksichtige.
Veolia will globalen Marktführer bei Umweltdiensten schaffen
Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire fordert unterdessen: "Es muss eine gütliche Einigung zwischen Suez und Veolia geben." Feindliche Übernahmeangebote gehörten zu einem "überholten Kapitalismus".
Veolia beabsichtigt, durch den Zusammenschluss mit Suez einen globalen Marktführer im Bereich Umweltdienstleistungen mit einem Jahresumsatz von mehr als 40 Milliarden Euro zu schaffen. Gelingt die Übernahme, hätte der Konzern auch große Teile der Wasserversorgung in Frankreich in seiner Hand. Veolia ist mit 25,9 Milliarden Euro Umsatz deutlich größer als Suez (18 Milliarden), das Unternehmen hat mit 171.000 Mitarbeitern auch wesentlich mehr Beschäftigte als sein Mitbewerber (89.350). Veolia ist weltweit für Kommunen und die Industrie vor allem in den Bereichen Wasser/Abwasser, Abfallentsorgung und Energieversorgung tätig, Suez primär in den Geschäftssparten Wasser und Abfallverwertung sowie als Berater für nachhaltige Stadt- und Raumplanung.