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Übernahmepoker bei den Börsen

Von Rochus Görgen

Wirtschaft

Nasdaq-Einstieg bei Londoner Börse. | Begehrte Euronext. | Frankfurt/Main . (dpa) Mit dem Einstieg der amerikanischen Börse Nasdaq bei der London Stock Exchange gewinnt der Übernahmepoker der Börsen deutlich an Fahrt. "Der Druck auf die Deutsche Börse und auf die Vierländerbörse Euronext zu einer Fusion ist damit größer geworden", sagt der Sprecher der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Jürgen Kurz. Schließlich könnten die beiden Handelsplätze nicht tatenlos zusehen, wenn sich eine anglo-amerikanische Superbörse bilde.


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Ursprünglich versuchte die Deutsche Börse den Londoner Konkurrenten LSE aufzukaufen - scheiterte damit aber an dem Widerstand eigener Aktionäre. Inzwischen wollen die Frankfurter mit der Euronext - die aus den Börsen Paris, Amsterdam, Brüssel und Lissabon besteht - fusionieren und selbst eine Superbörse schaffen. Doch noch bestehen Risiken. Zum einen ist unklar, wie die Londoner Börse auf den Einstieg der Nasdaq reagiert. Am Dienstagabend hatte die New Yorker Technologiebörse bekannt gegeben, knapp 15 Prozent der Anteile gekauft zu haben. Und Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni muss jetzt einmal abwarten, was Euronext von dem angestrebten "Zusammenschluss unter Gleichen" hält.

Superbörsen entstehen

Theoretisch könnte die LSE jetzt auch die Euronext als Partner suchen, um eine feindliche Übernahme des Londoner Handelsplatzes abzuwehren. Das gilt aber als unwahrscheinlich: "Alles was die LSE jetzt tut, muss sie einem 15-Prozent-Eigentümer erklären", sagt ein Analyst. Eine andere Option - der Zusammenschluss von Nasdaq, LSE und Euronext - dürfte dagegen ein zu gewagter Schritt sein. "Diese Kraft hat die Nasdaq nicht." Doch auch wenn es auf eine Fusion von Deutscher Börse und Euronext hinausläuft - im Detail sind viele Fragen noch offen. So muss etwa über den Sitz entschieden werden - Euronext bevorzugt Amsterdam, die Deutschen wollen, dass Zentralfunktionen in Frankfurt angesiedelt sind.