Zum Hauptinhalt springen

Überraschungs- kandidat in Michigan

Von Alexander U. Mathé

Kommentare

In der verblassten US-Automobilhochburg bahnt sich ein spannender Wahlkampf an.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Der Mann, der derzeit versucht, in Michigan Gouverneur zu werden, sorgt für Erstaunen. Zum einen ist er mit seinen 32 Jahren außergewöhnlich jung für dieses Amt - der aktuell jüngste Gouverneur in den USA ist zehn Jahre älter. Er wäre der erste sogenannte Millennial in diesem Amt, also Angehörige der zwischen 1980 und 2000 geborenen Generation. Die zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass ihre Angehörigen Digital Natives sind, also Menschen, die im digitalen Zeitalter aufgewachsen sind. Dementsprechend finden sich ausreichend Selfies von dem demokratischen Kandidaten im Netz, der auch Fotos von seinem Essen auf Instagram postet (sehr gut gefällt ihm offenbar Eiskaffee, bei dem sich gerade Kaffee und Milch vermischen). Doch er sorgt noch mit etwas anderem für Erstaunen: Er heißt Abdul El-Sayed, ist ägyptischstämmig und Moslem. Sollte er tatsächlich gewinnen, wäre er somit von Haus aus ein Gouverneur der Premieren: erster Millennial und erster Moslem in diesem Amt. Trotz seines jungen Alters kann El-Sayed auf einen beeindruckenden Lebenslauf blicken. In der Autometropole Detroit geboren, hat er Medizin an der Universität Michigan und der Columbia in New York studiert. Dass er Führungsqualitäten hat, stellte er schon während der Universität unter Beweis. Gleich drei Sportarten betriebe er - Football, Ringen und Lacrosse - und war in den beiden Teamsportarten jeweils der Mannschaftskapitän. Nach dem Studium ging er in die Forschung und wurde an der Columbia Assistent mit Spezialgebiet Epidemiologie. Mit 30 erhielt er das Gesundheitsportofolio der Stadt Detroit. Sollte er Gouverneur werden, verspricht er den Michiganern, die Gesundheitsvorsorge für alle zu sichern, auch wenn sie die Republikaner auf Bundesebene doch noch kippen sollten. Er fordert einen Mindestlohn in Höhe von 15 Dollar die Stunde und will den Bundesstaat zu einem Schutzgebiet für friedliche Immigranten ohne Papiere machen. Diese Positionen decken sich nicht nur zufällig mit jenen von Bernie Sanders, der in den letzten Präsidentschaftsvorwahlen Hillary Clinton unterlegen ist. In El-Sayeds Kampagnenteam finden sich viele, die damals unter Bernie Sanders gedient haben. Auch die Art Spendengelder aufzutreiben ist sehr ähnlich: Den großen organisierten Spendensammlern - Super Pacs -, die Geld ohne Limit eintreiben und ausgeben dürfen, hat er eine Absage erteilt. Statt dessen verlässt er sich auf Kleinspender und das ziemlich erfolgreich: Mehr als ein Jahr vor den Wahlen hat er derzeit bereits eine Million Dollar aufgestellt. Eigentlich gute Voraussetzungen, dass er der jüngste US-Gouverneur seit Bill Clinton wird, der 1978 im Alter von 32 Jahren an die Spitze von Arkansas gewählt wurde.