Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"Der Armin und seine Märchenstunde! Gott sei Dank wissen wir ja alle, was im ORF so abläuft."
"Eine Sauerei ist das, was hier mit unseren Steuergeldern veranstaltet wird! Sie und der ORF sollten sich schämen und am Sonntag werden Sie sich noch wundern!"
Das sind Kommentare, die erboste Seher auf der Facebook-Seite von Moderator Armin Wolf hinterlassen haben. Der hatte einen Beitrag geteilt mit dem Titel "Was hat Norbert Hofer am Tempelberg erlebt?" Diese Frage wollte Ingrid Thurnher in der Konfrontation der Präsidentenkandidaten Donnerstag Abend beantwortet wissen. Um genau zu sein, beantwortete sie sie selbst. Hofer habe die Unwahrheit über eine Israel-Reise und eine dort erlebte Bluttat gesagt, ergab also die ORF-Recherche. In nur wenigen Minuten wurde von Zusehern (!) via Twitter die ORF-Recherche teilweise entkräftet. Eine simple Suchanfrage auf Google hatte dazu gereicht. Der Fauxpas war eine Niederlage des ORF auf mehreren Ebenen. Wenn man jemanden vor der Kamera spektakulär aufmachen will, wie es hier wohl der Plan war, muss die "Anklage" wasserdicht und unangreifbar recherchiert sein. Sonst setzt man sich dem Vorwurf aus, drei Tage vor der Wahl tendenziös zu berichten. Zudem nähren solche Geschichten, die den Eindruck erwecken, dass man zugunsten einer politischen Präferenz weniger Wert auf Fakten legt, die schwelenden "Lügenpresse"-Vorwürfe. Das darf einem öffentlich-rechtlichen Sender nicht passieren, der der Objektivität sogar per Gesetz verpflichtet ist. Und Objektivität bedeutet nicht, dass nun beide Lager bestätigt sind: Die einen, die Hofer ohnehin kein Wort glauben, und die anderen, die den ORF seit langem als "Rotfunk" kritisieren.