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Österreichs Fußballerinnen haben bei der EM nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen. Anders als von ihren männlichen Kollegen, die vor der Euro 2016 in Frankreich im Rausch eines Qualifikationsdurchmarschs zum Geheimfavoriten ernannt wurden, ehe die Katerstimmung folgte, erwartet von den Österreicherinnen niemand Wunderdinge. Und doch ist die Ausgangslage schwierig, weil mit anderslautenden Erwartungen überfrachtet: Die Teilnahme soll dem rot-weiß-roten Frauenfußball einen nie dagewesenen Kick bringen, soll eine medial unterbelichtete Sparte in den Fokus bringen, soll junge Mädchen zum Sport animieren und letztlich mehr Breite bringen. Das alles ist ein bisschen viel verlangt von den Sportlerinnen: Zwar ist es richtig, dass der ÖFB viel in die Entwicklung des weiblichen Nachwuchses investiert hat und an der Spitze mit dem Nationalteam und dem Zentrum für Frauenfußball in
St. Pölten hervorragende Arbeit geleistet wurde. Doch die Basis fehlt nach wie vor - ebenso wie das Interesse der meisten Bundesliga-Klubs, auch Frauenteams zu integrieren. Wer groß herauskommen will, spielt entweder in St. Pölten - dessen nationale Dominanz mit einem Fehlen an Spannung in der Liga einhergeht - oder im Ausland, wo die Strukturen besser sind. Doch wenn selbst in Deutschland der Unterbau klagt, wenn selbst im Land des Rekord-Europameisters die fußballaffine "Bild" am Tag des Auftaktspiels der DFB-Elf in ihrer Online-Ausgabe mit den "schönsten Seiten der EM" titelt und dies mit Instagram-Bikini-Bildern der Spielerinnen garniert, sollte man sich keinen Illusionen hingeben.