Es hat also Früchte getragen, das energische Lobbyieren der Banken. Der Baseler Ausschuss, in dem weltweit führende Notenbanker und Finanzaufseher an einem neuen Regelwerk für die Kapitalausstattung von Kreditinstituten tüfteln, rudert zurück. Das neue regulatorische Korsett für Banken soll nun doch nicht so eng geschnürt werden wie ursprünglich geplant.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Zu diesem Sinneswandel beigetragen hat sicher auch das relativ gute Abschneiden von Europas wichtigsten Banken bei den jüngst durchgeführten Belastungstests. Die Ergebnisse haben die Regulatoren offensichtlich überzeugt, dass gerade die großen, für das Finanzsystem besonders relevanten Geldhäuser im Fall einer neuen Krise - bildlich gesprochen - auf einem festen Fundament stehen, was ihren Kapitalpuffer betrifft. Auch wenn etliche Experten die simulierten Krisenszenarien als zu lasch und die Tests deshalb als wenig aussagekräftig kritisiert haben.
Dass Geldinstitute ihr Geschäft künftig mit mehr Eigenkapital unterlegen und somit über eine größere eiserne Reserve verfügen sollen, ist eine der Lehren aus der Finanzmarktkrise. Derzeit sind in der Bankenwelt noch die unter dem Namen "Basel II" firmierenden Kapitalregeln gültig. Doch diese haben sich in der Krise als untauglich erwiesen, da in vielen Ländern der Staat mit milliardenschweren Kapitalhilfen taumelnde Banken vor dem Kollaps bewahren musste.
Darum müssen Reformen her, darin sind sich Regulatoren und auch Banken einig. Zu verhindern gilt es, dass die Finanzinstitute bei der nächsten Krise, die eines Tages bestimmt wieder kommt, erneut Staatshilfen brauchen.
Der Teufel rund um die diskutierten strengeren Kapitalvorschriften steckt jedoch im Detail. Und diese Erkenntnis macht das Thema "Basel III" auch so brisant. Die zentrale Frage dabei: Wie viel zusätzliches Eigenkapital kann den Banken über neue Mindestquoten vorgeschrieben werden, ohne dass die Kreditversorgung ins Stottern gerät und die Realwirtschaft dadurch Schaden nimmt?
Die Regulatoren im Baseler Ausschuss müssen hier die Quadratur des Kreises schaffen. Grundsätzlich hat Sicherheit ihren Preis. Wird dieser - aus reiner Willkür und nicht abgestimmt - zu hoch angesetzt, wäre wohl die nächste Wirtschaftskrise - hervorgerufen durch eine zu strenge Banken-Regulierung - die Folge. Das will freilich niemand. Zu Tode gefürchtet ist bekanntlich auch gestorben.
Als einer der Kernpunkte in der laufenden Debatte gilt daher: Der Kapitalmarkt darf nicht überfordert werden. Können die Banken im Fall überzogener Vorgaben dort nicht ausreichend Kapital auftreiben, müsste das Kreditbuch zurückgefahren werden. Eine Kreditklemme wäre somit perfekt.
Dass die Regulatoren den Banken nun erlauben wollen, das Kapital ihrer Minderheitsbeteiligungen so wie bisher anteilig dem eigenen Kapital zuzurechnen, ist ein erstes Signal, dass das Problem verstanden wurde.