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UBS verbucht Riesenverlust

Von WZ-Korrespondent Steffen Klatt

Wirtschaft

Schweizer Bank muss 4 Mrd. Franken abschreiben. | Zwei Vorstände müssen gehen. | Zürich. Auch die UBS hat sich die Finger verbrannt. Wie der neue Chef der Schweizer Großbank, Marcel Rohner, mitteilt, hat sie in den vergangenen drei Monaten aufgrund der US-Immobilienkrise heftige Verluste erlitten. Erstmals seit der internationalen Krise um den Hedge-Fonds LTCM im Jahr 1998 resultiert daraus ein Quartalsverlust. Rohner rechnet mit einem Minus zwischen 600 und 800 Millionen Franken (360 bis 480 Millionen Euro).


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Verluste in US-Tochter

Allein im Geschäft mit hypothekarisch gesicherten Wertpapieren in den USA mussten 4 Milliarden Franken (2,4 Milliarden Euro) abgeschrieben werden. Diese Verluste sind teilweise Altlasten der US-Tochter Dillon Read Capital Management, die inzwischen aufgelöst worden ist. Rohner beziffert den heutigen Wert des UBS-Engagements im Geschäft mit nicht erstklassigen US-Hypotheken auf 19 Milliarden Dollar. In ihrer Mehrzahl haben sie das bestmögliche Rating.

Auch die Folgen der Immobilienkrise in andern Geschäftsbereichen treffen die UBS, wenn auch in geringerem Ausmass. So musste Verluste im Aktieneigenhandel hingenommen und Abschreibungen im Geschäft mit kreditfinanzierten Fusionen und Übernahmen vorgenommen werden. Die ausserordentlich guten Ergebnisse in den andern Geschäftsfeldern haben die Verluste zu einem guten Teil wieder wettgemacht. Die UBS ist vor allem in der Vermögensverwaltung stark, in der sie die Nummer eins weltweit ist.

Rohner rechtfertigt dennoch das Risikomanagement seiner Bank. Die Engagements seien in einem Markt eingegangen worden, der durch hohe Bewertungen und grosser Liquidität gekennzeichnet war. Mit andern Worten: Die UBS war nicht darauf vorbereitet gewesen, dass die Liquidität im US-Subprimemarkt von einem Tag auf den andern austrocknet.

Die Verluste haben auch personelle Konsequenzen. Der Chef der UBS Investment Bank, Huw Jenkins, tritt zurück. Seine Aufgaben werden mittelfristig durch Rohner selbst wahrgenommen. "Es scheint mir angemessen, dass ich die Führung persönlich übernehme", begründet Rohner den Schritt. Jenkins ist nicht der einzige, der gehen muss: Die Zahl der Mitarbeiter der Investment Bank soll bis Ende des Jahres um 1500 sinken. Ausserdem geht UBS-Finanzchef Clive Standish in den Ruhestand. Auch der überraschende Rücktritt des einstigen UBS-Chefs Peter Wuffli Anfang Juli erscheint damit in neuem Licht.

1500 Jobs fallen weg

Die UBS will dennoch ein positives Jahresergebnis erzielen. Sie stützt sich dabei auf ein sehr starkes erstes Halbjahr, in dem sie einen Gewinn von 8,9 Milliarden Franken erzielen konnte.

Die UBS, die zweitgrösste Bank Europas, ist nicht die einzige, die im Gefolge der US-Immobilienkrise Stellenstreichungen bekannt geben musste. Europas Nummer eins, die britische HSBC, will 750 Stellen streichen, die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers 1200 Stellen.

Andere Banken könnten folgen. So hat etwa die Deutsche Bank noch immer nicht offen gelegt, wie hoch der Schaden der Krise bei ihr ausfällt.