Zum Hauptinhalt springen

Ukraine-Ausflug kostete Erste Bank 300 Millionen

Von Karl Leban

Wirtschaft

Nur Mini-Gewinn 2013 - wegen Abschreibungen und Bankensteuern.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Für die börsenotierte Erste Group war 2013 alles andere als ein Jubeljahr. Teure Abschreibungen auf die Rumänien-Tochter BCR, der Rückzug aus der Ukraine sowie höhere Bankenabgaben in Österreich, Ungarn und der Slowakei sorgten dafür, dass sich ihr Gewinn buchstäblich pulverisiert hat. Unterm Strich verdiente die Wiener Großbank lediglich 61 Millionen Euro, im Jahr davor waren es noch mehr als 483 Millionen Euro gewesen. Trotzdem soll es auch für 2013 eine Dividende geben. Sie wird jedoch halbiert - auf 20 Cent pro Aktie, wie Bankchef Andreas Treichl am Freitag bei der Bilanzpressekonferenz ankündigte.

An der Börse stürzte der Kurs der Erste-Aktie bei hohem Handelsvolumen um bis zu elf Prozent ab. Was die Anleger in Scharen aus dem Titel trieb, war aber nicht so sehr das enttäuschende Jahresergebnis - dieses war nach einer vorherigen Gewinnwarnung der Bank ohnehin erwartet worden - als vielmehr der ziemlich verhaltene Ausblick für 2014.

Obwohl die Konjunkturprognosen der Wirtschaftsforscher nicht nur für Westeuropa, sondern auch für Osteuropa, die Kernregion der Ersten, wieder nach oben gerichtet sind, rechnet Treichl nur mit einem konstanten Kreditvolumen von rund 120 Milliarden Euro und einem stabilen operativen Gewinn von ungefähr 3,1 Milliarden Euro. Daneben erwartet der Erste-Chef, dass die Kosten für Kreditrisiken im heurigen Jahr zwar weiter sinken, aber nicht substanziell. Konkret sieht Treichl einen Rückgang um maximal fünf Prozent auf 1,7 Milliarden Euro.

Im Krisenland Ukraine, das immer mehr auf einen Staatsbankrott zusteuert, hat die Erste schon im Vorjahr mit dem Verkauf ihrer dortigen Tochterbank "Prestige" die Reißleine gezogen. Die jahrelange Präsenz hat ihr freilich viel gekostet. Alles in allem fielen Abschreibungen von rund 300 Millionen Euro an. Dennoch sei der Verkauf der Ukraine-Bank der absolut richtige Schritt gewesen, so Treichl. "Jetzt wäre das wohl nicht mehr möglich."

Ganz sind die Geschäftsverbindungen zur Ukraine jedoch noch immer nicht gekappt. Zumal die Erste vor allem über Firmenkredite im Volumen von mehr als 400 Millionen Euro engagiert ist. Ukrainische Staatsanleihen, auf die ein Abschreibungsbedarf entstehen könnte, hält die Bank eigenen Angaben zufolge aber nicht.

Verlust der Banktochter

in Ungarn fast verdoppelt

Unterdessen dürften die Sorgen im Problemland Ungarn auch weiterhin nicht ausgestanden sein. 2013 fuhr die dortige Banktochter mit minus 108,9 Millionen Euro einen gegenüber dem Jahr davor fast doppelt so hohen Verlust ein. Für einen Großteil des Abgangs macht Treichl die überproportional hohe Bankensteuer in Ungarn verantwortlich.

Das langjährige Sorgenkind, die rumänische Banca Comerciala Romana (BCR), kehrte indes erstmals seit Jahren wieder in die Gewinnzone zurück - doch nur dank eines üppigen steuerlichen Sonderertrags, der das Ergebnis von minus 294,3 Millionen auf knapp 128 Millionen Euro ins Plus drehen ließ. Da in Rumänien schon in den vergangenen Jahren viel Geld für notleidende Kredite zur Seite gelegt werden musste, konnten 2013 die neuen Risikovorsorgen in der BCR auf 386,5 Millionen Euro halbiert werden. Heuer will Treichl den Bestand an faulen Krediten um 15 bis 20 Prozent abbauen und die einst teuer zugekaufte Großsparkasse mit weiteren Kostensenkungen auf Vordermann bringen.