Kiew spricht von täglicher Provokation.|Russland fordert eine Feuerpause.
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Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben mehrere gepanzerte russische Fahrzeuge in der Ostukraine zerstört. Russland bestreitet dies und wirft der Regierung in Kiew vor, humanitäre Aktionen zu stören.
Die russischen Militärfahrzeuge sollen in der Nacht in die Ukraine eingedrungen sein, wofür dem der schwedischen Außenminister Carl Bildt laut eigener Aussage fotografische Beweise vorlagen. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bestätigte das Eindringen russischer Fahrzeuge in ukrainisches Territorium. In Moskau wies hingegen Generalmajor Igor Konaschenkov vom Verteidigungsministerium die Vorwürfe zurück: "Eine russische Militärkolonne, die die Grenze zur Ukraine überquert haben soll, existiert nicht."
Auf der Website des ukrainischen Präsidentenamtes hieß es am Freitagabend, ein "bedeutender Teil" des Verbandes sei durch Artillerie zerstört worden. Laut einem Sprecher der ukrainischen Streitkräfte kommen fast jeden Tag gepanzerte Fahrzeuge durch Lücken im Grenzzau, "um zu provozieren".
Das Außenministerium in Moskau warf der ukrainischen Armee vor, durch eine "Intensivierung ihrer militärischen Aktionen" Lieferungen von humanitären Hilfsgütern aus Russland zu stören. In der Erklärung wurde zu einer Feuerpause aufgerufen.
Auch Litauens Außenminister Linas Linkevicius zeigte sich sehr besorgt, "denn einerseits reden wir sehr viel über diesen sogenannten humanitären Konvoi, und zur selben Zeit sehen wir, dass die Eskalation weitergeht, und wir haben Berichte, dass über Nacht 70 Stück militärische Ausrüstung wieder über die Grenze gelangt sind."
Hilfskonvois
Nahe der Grenze zwischen Russland und der Ukraine, bei Kamensk-Schachtinski, wurden die 80 Trucks des russischen Hilfskonvois von Mitarbeitern des Roten Kreuzs und ukrainischen Sicherheitskräften durchsucht. Ob eine gemeldete Einigung über die Weiterführung des Konvois hält, ist ungewiss.
Die russischen Streitkräfte ließen unterdessen Dutzende Transportpanzer an der Grenze in der Nähe der Kolonne aus etwa 280 Lastwagen auffahren. Die Regierung in Kiew fürchtet eine Invasion unter dem Deckmantel einer humanitären Aktion. Russland hat dies als absurd zurückgewiesen. In der Nähe des Konvois beobachteten Reuters-Reporter Dutzende russische Transportpanzer.
Die Lastwagenkolonne war Anfang der Woche in der Nähe von Moskau gestartet und kam am Donnerstag in der Nähe der Stadt Kamensk-Schachtinski, etwa 20 Kilometer vor der Grenze, zum Stehen. Das angrenzende Gebiet auf ukrainischer Seite wird von prorussischen Separatisten kontrolliert. Die ukrainische Regierung fordert, dass der Hilfskonvoi nur mit ihrer Zustimmung auf ukrainisches Gebiet fahren darf. Nach russischen Angaben gibt es bereits intensive Verhandlungen mit der Ukraine und dem Roten Kreuz darüber.
Mittlerweile hat die ukrainische Katastrophenhilfe Nahrungsmittel und Medizin in die Region Luhansk gebracht. Mitarbeiter des Roten Kreuzes haben mit der Verteilung begonnen. Für Kiew ist der Vorsprung bei der humanitären Hilfe ein propagandistischer Sieg,der Bevölkerung ist es weitgehend egal, von wem sie zu essen bekommt.
Gespräch am Sonntag
Am Sonntag wollen der ukrainische Außenminister Pawlo Klimkin und sein russischer Kollegen Sergej Lawrow in Berlin die Situation besprechen. Mit am Tisch werden die Außenminister Deutschlands, Frank-Walter Steinmeier, und Frankreichs, Laurent Fabius, sein.