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Ulivo feiert Neubeginn nach Krise

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Rom - Sowohl die Parteien der Regierungskoalition um Premier Silvio Berlusconi als auch die Ulivo-Opposition zeigte sich mit den Ergebnissen der Kommunalwahlen von Sonntag und Montag zufrieden. Politiker des Mitte-Links-Bündnisses sprachen von einem politischen Neubeginn, Regierungsvertreter zeigten sich erleichtert, dass es nicht zu den befürchteten Denkzettelergebnissen gekommen ist.


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Italiens Linke feierte besonders den Wahlerfolg in Genua, der bevölkerungsreichsten Stadt in der gewählt wurde. Wie sich schon in ersten Hochrechnungen angedeutet hatte, kam dort der amtierende Bürgermeister Giuseppe Pericu, der 1997 erst im zweiten Wahlgang mit knappen 51,5 Prozent gewählt worden war, auf Anhieb auf 60 Prozent.

Die Regierungsparteien feierten ihren größten Erfolg im süditalienischen Reggio di Calabria, wo nach dem Tod des beliebten linken Bürgermeisters Italo Falcomata, der erst im Vorjahr mit 56,3 Prozent wiedergewählt worden war, Neuwahlen anstanden. Der Vertreter der Regierungsparteien kam in den traditionell eher der Rechten zugeneigten Stadt auf 53,8 Prozent, nicht zuletzt, da er auch von der christdemokratischen Splitterpartei UDEUR, die eigentlich zum Ulivo-Bündnis zählt und die in Reggio auf 4,3 Prozent kam, unterstützt wurde.

Die Regierungskoalition feierte auch in Lecce, wo die postfaschistische Bürgermeisterin Adriana Poli Bortone ihren Stimmenanteil von 54 auf fast 69 Prozent ausweiten konnte einen klaren Sieg. Im benachbarten Brindisi hingegen konnte sich der Mitte-Links-Politiker Giovanni Antonino von 50,2 auf 72,4 Prozent steigern. In der ebenfalls süditalienischen Provinzhauptstadt Matera kam die Linke auf 66,4 Prozent. Vor vier Jahren siegte sie erst in der Stichwahl mit 52,8 Prozent.

Relativ gut schnitten Ulivo-Kandidaten aber vor allem im Norden Italiens ab. So gehen etwa in Alessandria und Piacenza, wo bisher eine Bürgermeisterin der Lega Nord, beziehungsweise einer aus dem Berlusconi-Lager regiert haben, ihre Kandidaten mit einem Stimmenvorsprung in die Stichwahlen am 9. Juni. Auch in Verona und Görz mischen Linkskandidaten bei den Stichwahlen mit.

Bei den zehn Provinzwahlen setzte sich im ersten Wahlgang das Berlusconi-Bündnis in vier Provinzen durch, Ulivo-Kandidaten in drei. In drei Provinzen - Vercelli, Treviso und Campobasso - wird erst in der Stichwahl in zwei Wochen über den Provinzpräsidenten entschieden, wobei in den ersten beiden Provinzen Vertretern des Regierungsbündnisses die besseren Chancen für einen Sieg eingeräumt werden.

Kein Erfolg für Cicciolina

Die Ex-Pornodiva und frühere italienische Parlaments-Abgeordnete Cicciolina muss vorerst auf ihre politischen Ambitionen verzichten. Die gebürtige Ungarin mit dem bürgerlichen Namen Ilona Staller, die ihre Kandidatur für den Bürgermeister-Posten der lombardischen Stadt Monza bei Mailand eingereicht hatte, wurde vom Ergebnis der Kommunalwahlen am Wochenende zutiefst enttäuscht. Der Ex-Pornostar, der 1987 als Kandidat der Radikalen Partei den Einzug ins römische Parlament geschafft hatte, erhielt nur 1,5 Prozent der Stimmen.