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Die italienische Mitte-Links-Koalition Ulivo konnte Sonntag und Montag wie schon vor zwei Wochen bei den Kommunal- und Regionalwahlen ihren Siegeszug fortsetzen. Erstmals konnte sie mit dem früheren Triestiner Bürgermeister Riccardo Illy als Spitzenkandidat die Region Friaul-Julisch-Venetien erobern. Auch das Bürgermeisteramt in Udine wird künftig ein Mitte-Links-Kandidat innehaben. Die Berlusconi-Koalition verlor darüber hinaus die Bürgermeister in Pescara und im sizilianischen Ragusa. Einziges Trostpflaster für den Premier: In Sondrio konnte sie der Linken den Bürgermeister-sessel abnehmen - mit einem Vorsprung von 83 Stimmen.
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Nach Auszählung fast aller Wahllokale lag Illy Dienstag mit 53,2 Prozent der Stimmen klar vor der von der Regierungskoalition unterstützten Alessandra Guerra, die es nur auf 43,2 Prozent brachte. Illys Koalition verfügt auch über 31 Sitze im Regionalparlament gegenüber 22 Mandaten der nunmehrigen Opposition.
In Udine, wo die Regierungskoalition den aus der Lega Nord ausgetretenen Bürgermeister Sergio Cecotti nicht mehr aufgestellt hatte, erreichte nach den bisher vorliegenden Resultaten dieser an der Spitze einer Mitte-Linkskoalition eine deutliche Mehrheit.
Herbe Verluste für Berlusconi und seine Partner setzte es auch im mittelitalienischen Pescara, wo der im ersten Wahlgang noch ein Prozent hinter dem Regierungskandidaten liegende Ulivo-Vertreter Luciano D'Alfonso mit 53,5 Prozent deutlich siegte. Dort kommt es ebenso zum Bürgermeisterwechsel, wie in Ragusa, wo der Ulivo-Kandidat Antonino Solarino bei der Stichwahl 54,2 Prozent einfuhr.
Auch in zwei von drei sizilianischen Provinzen, wo es zur Stichwahl gekommen war, Syrakus und Caltanisetta, siegte die Ulivo-Koalition deutlich mit einem Stimmenanteil von 61,5 bzw. 57,5 Prozent. In Trapani hingegen lag die Rechtskandidatin mit 52,7 Prozent voran. Berlusconi, der noch bei den Parlamentswahlen vor zwei Jahren alle 61 Mandate in Sizilien eroberte, konnte diesen Erfolg bei den Regionalwahlen nicht wiederholen
Vertreter der Berlusconi-Koalition konnten sich erwartungsgemäß bei den Stichwahlen um die Bürgermeisterämter in Treviso und Vicenza durchsetzen.
In der kleinsten italienischen Region, im Aostatal, erreichte die dortige Regionalpartei - Union Valdoitaine -, die bisher mit den Linksdemokraten in einer Koalition regierte, am Wochenende mit 18 von insgesamt 35 Sitzen die absolute Mehrheit.
Im Regierungslager, wo sich schon nach dem ersten Wahlgang deutliche Differenzen gezeigt hatten, wurde die Diskussion durch das schlechte Abschneiden neuerlich angeheizt. Lega-Nord-Chef Umberto Bossi beschuldigte seine Alliierten, in Friaul nicht die aus seiner Partei stammende Kandidatin Alessandra Guerra unterstützt zu haben. Die Niederlage sei auch ein Signal an die Regierung, endlich Reformen durchzuführen, meinte Bossi.
Der Chef der postfaschistischen Alleanza Nazionale, Gianfranco Fini, der sich am Wahltag in Madrid befand, forderte eine ernsthafte Prüfung der Regierungszusammenarbeit, von der niemand ausgeschlossen sein dürfe. Auch Regierungschef Silvio Berlusconi erfuhr im Ausland, in Jerusalem, vom heimischen Wahldebakel. Der sonst in den Medien überpräsente Regierungschef mied die Journalisten, die ihn auf seinem Besuch in Israel begleiteteten. Laut Mitarbeitern soll er aber sehr enttäuscht und verärgert über seine Koalitionspartner sein.
Italiens oppositionelle Mitte-Links-Allianz hofft nach ihrem guten Abschneiden auf einen politischen Neubeginn nach einer langen Phase tiefer Identitätskrise. Bis tief in die Nacht feierten die Spitzenmitglieder des Oppositionsbündnisses "Ulivo" den überwältigenden Erfolg Illys in Friaul. Oppositionschef Francesco Rutelli meinte: "Nach zwei Jahren an der Regierung steht der Mitte-Rechts-Block still, während die Linke konkrete Zeichen eines Aufschwungs zeigt".