Die Zahl der dünnen Einwegsackerl soll bis 2019 als nationale Regelung auf 25 pro Einwohner gesenkt werden.
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Brüssel/Wien. So wenig Gewicht Plastiksackerl auch haben, so gewichtig ist deren Bedeutung als Symbol der Wegwerfgesellschaft und Ressourcenverschwendung. Seit Jahren diskutieren die Umweltminister der EU darüber, die Zahl der etwa 0,05 Millimeter dünnen, sogenannten Einwegsackerl zu senken -am Mittwoch haben sie ihren konkreten Plan dazu in Brüssel abgesegnet. Demnach soll bis 2019 die Zahl auf 90 Sackerl pro Einwohner und Jahr halbiert werden und bis 2025 auf 40. Überdies soll 2018 ein Verbot der Gratisabgabe kommen.
Österreichs Ressortchef Andrä Rupprechter (ÖVP) hat unmittelbar danach angekündigt, auf nationaler Ebene noch schärfer vorzugehen. Sein Ziel sei, mit einer Branchenvereinbarung bis 2019 die Zahl der pro Kopf verbrauchten Sackerl auf 25 zu senken, was ebenfalls einer Halbierung entspricht.
Gesetzliche Regelung möglich
Österreich hat aus Plastiksackerl-technischer Sicht nämlich ein Problem: Hier werden aktuell 50 Sackerl pro Kopf und Jahr verbraucht - im EU-Durchschnitt sind es 180. Die EU-weite Halbierung auf 90 bis 2019 würde Österreich nicht tangieren. Daher die nationale Regelung.
Um sein Ziel zu erreichen, plant Rupprechter einen Runden Tisch mit allen Beteiligten. In diesem Zusammenhang hoffe er auch auf einen österreichweiten Bann der biologisch abbaubaren Plastiksackerl. Diese seien keine geeignete Alternative, da sie bei der Mülltrennung Probleme verursachten. Rupprechter setzt hier ebenfalls auf eine Branchenübereinkunft, behält sich aber eine gesetzliche Regelung vor, wie er betont.
Durch welche Maßnahmen die einzelnen EU-Länder die Zahl ihrer Einwegsackerl reduzieren, bleibt ihnen selbst überlassen. In Italien etwa sind sie bereits seit 2011 verboten. Irland hat eine Umweltsteuer auf jedes Plastiksackerl eingeführt, der Verbrauch ging daraufhin um mehr als 90 Prozent zurück. Länder außerhalb der EU gehen zum Teil noch rigoroser vor. In Südafrika zum Beispiel wird ein Verstoß gegen das Verbot mit einer Geld- oder Gefängnisstrafe geahndet.
Doch worin soll man dann sein Obst und Gemüse nach Hause tragen? Was sind die Alternativen? Um deren Zahl zu reduzieren, könnten Plastiksackerl mehrmals verwendet werden, heißt es von der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer auf Nachfrage der "Wiener Zeitung". Denn derzeit wird ein Sackerl durchschnittlich 25 Minuten lang benutzt - braucht aber mindestens 400 Jahre, um auf die Größe eines Sandkorns zu zerfallen. Auch Papier- und Stoffsackerl wären Alternativen. Hier stelle sich allerdings die Frage, ob deren energieintensive Erzeugung nicht mindestens genauso umweltschädlich ist.