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Um Romantik ist es da nie gegangen

Von Judith Belfkih

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"Als Faustregel kann man sich als Frau merken, dass ein Mann, der frisch von der Arbeit nach Hause kommt, mindestens eine halbe Stunde Feuerstarren muss - mindestens." Denn nach "einem langen und anstrengenden Tag bei der Jagd" liebten dies schon die Steinzeitmänner. Da offene Feuer heute nicht mehr in jedem Wohnzimmer flackern, muss die Flimmerkiste Fernseher diesen Dienst erfüllen, weiß die beherzt aufklärerische Ratgeber-Homepage maenner.verstehen-lernen.de, die Frauen zu Männer-Versteherinnen machen möchte. Fast (selbst)ironiefrei. Als ob das nötig wäre. Ein Mann, ein offenes Buch. Wobei: Warum sollen Männer nicht auch ihren Teil haben, vom Verstehkuchen. Frauen hatten das Recht auf mysteriöses Nicht-verstanden-werden doch recht lange exklusiv für sich beschlagnahmt.

"Fernsehen für echte Männer" boomt seit Jahren. Monster der Tiefsee jagen, in der Wildnis überleben, Gold schürfen, mit Monster-Trucks Rennen fahren: Da kann ein Mann noch ein Mann sein, schwärmt die Zielgruppe - oder zumindest alten Rollenklischees nachträumen. Da spritzt das Testosteron, vereisen Wimpern und fliegen Barthaare. Frauen-TV ist weit weniger erfolgreich. Hier kann eine Frau noch so richtig Frau sein - dieser Satz würde höchstens einem reaktionären Mann über die Lippen kommen. Als Wunschbild. Oder in einer verstaubten Hausfrauenbroschüre stehen. Einen weiblichen Sehnsuchtsort birgt der Satz nicht. Frauen trennen sich offenbar leichter von den gesellschaftlichen Vorstellungen, die beiden Geschlechtern übergestülpt wurden. Doch beim Feuerstarren ist das nicht so wichtig.