Die Verunsicherung vieler Österreicher durch die gegenwärtige, von den Boulevardmedien verantwortungslos dramatisierte Euro-Situation spiegelte sich auch in der hohen Einschaltquote von "Im Zentrum" am Sonntag-Abend in ORF2 ("Euro-Krise: Zerreißprobe für die EU?"): 468.000 Zuseher erhofften sich offensichtlich Beruhigungspillen zum Abbau aufkeimender Ängste über eine weniger sorgenfreie Zukunft. Ob ihre Verunsicherung nach der Sendung wesentlich geringer war, ist allerdings die Frage.
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Auch wenn Altkanzler Vranitzky und Ex-Außenministerin Plassnik mit fundieren Sachargumenten gegen die Panikmache einer "Eurokrise" ankämpften, war der Gesamteindruck der fragmentarischen Wortmeldungen eher verwirrend. Wozu auch so manche Fragen von Diskussionsleiter Peter Pelinka beitrugen, der etwa Euro-Austritt und EU-Auflösung ins Gespräch warf - wohl in der gutgemeinten Absicht, die Debatte lebendig zu halten. Was angesichts eines überaus lebhaft agierenden Wirtschaftskammerpräsidenten Christoph Leitl gar nicht notwendig gewesen wäre. Der fand sich mit seiner Forderung einer nationalen Finanztransaktionssteuer dann auch in einer seltsamen Allianz mit der Attac-Vertreterin Karin Küblböck.
Der als besonnener Elder Statesman agierende Vranitzky stieß zur Kernfrage vor, um die es wirklich geht: Die Politiker müssten für das einstehen, was sie in Brüssel beschlossen haben, dürften sich nicht mit dem Verlautbaren von kaum verständlichen technokratischen Formeln begnügen, sondern müssten hinausgehen, erklären und um das Vertrauen der Bevölkerung für das Projekt Europa und die Solidaritätsmaßnahmen werben.