Der Vertrag der Ordensspitäler mit der Stadt Wien läuft heuer aus - sie fordern Finanzierungssicherheit von der Stadt.
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Wien. Jeder fünfte stationär behandelte Patient liegt in einem der acht Ordensspitäler in Wien. Oft ohne dass es der Patient selbst merkt, denn jeder hat in Wien Zugang zu Spitälern, egal ob öffentliches oder Ordensspital. Die Wiener Ordensspitäler verteilen sich in Bezirken bis zur Donau-Grenze. Über der Donau gibt es kein Ordensspital. Dort wird es in Zukunft zwei öffentliche Spitäler geben, das Donauspital SMZ-Ost, das es ja bereits gibt, und das derzeit neu gebaute Krankenhaus Nord, das noch nicht geöffnet hat.
Die Wiener Ordensspitäler befinden sich im 2., 3., 5., 6., 13. und 17. Bezirk, oft unmittelbar in der Nähe von städtischen Krankenhäusern. Sie haben zwar eine private Trägerschaft, werden aber gemeinnützig geführt, das heißt, sie nehmen jeden Patienten an und dafür gibt es auch öffentliche Mittel. Der Vertrag mit der Stadt endet heuer und die Ordensspitäler müssen nach vier Jahren neu verhandeln. "Wir führen ständig Gespräche mit der Stadt", so Helmut Kern, Gesamtleiter Barmherzige Brüder anlässlich einer Pressekonferenz am Donnerstag. Die geforderte und gewünschte Summe wollten die Sprecher noch nicht verraten, die Spitäler hoffen jedoch weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit, so wie es ihnen auch bei den Kollektivvertragsverhandlungen geglückt sei.
"Wien wächst schneller als erwartet. Wir gehen davon aus, dass wir in Zukunft mehr Leistungen erbringen müssen", sagte Manfred Greher, Sprecher der Plattform der acht Wiener Ordensspitäler und Ärztlicher Direktor des Herz-Jesu-Krankenhauses.
"Weniger darf es nicht sein"
Vor allem der ambulante Bereich sei eine Herausforderung und unterfinanziert. "Wenn die städtischen Spitäler ihre Ambulanzen reduzieren, erwarten wir mehr Zulauf. Für eine ambulante Behandlung bekommen wir aber derzeit kein Geld." Mehr Leistung würde mehr Geld bedeuten und "weniger darf es nicht sein". Hintergrund ist auch, dass die Ambulanztätigkeit in vielen Spitälern aufgrund des neuen Ärztearbeitszeitgesetzes zurückgeht.
Nicht nur die Stadt baut ihre Gesundheitsversorgung um - bis 2030 soll das Spitalskonzept umgesetzt sein - auch die Ordensspitäler befinden sich mitten im Umbau. So ensteht ab 1. Jänner 2017 das neue Franziskus Spital. Dies ist kein Neubau, vielmehr werden die Häuser Krankenhaus St. Elisabeth im 3. und das Hartmannspital im 5. Bezirk zusammengelegt. Um 19 Millionen Euro wird dafür der OP-Bereich des Hartmannspitals modernisiert. Am Standort St. Elisabeth soll die größte Palliativstation Österreichs entstehen.
Weiters werden fünf Spitäler der Vinzenz Gruppe zu Fachkliniken ausgebaut. Das Krankenhaus Göttlicher Heiland im 17. Bezirk wird in eine Fachklinik für Gefäß- und Herzerkrankungen und Neurologie umgewandelt.
Vom Spital zur Fachklinik
Das Herz-Jesu-Krankenhaus im 3. Bezirk wird zu einer Orthopädischen Fachklinik speziell für die Bereiche Rheumatologie, Osteologie und Remobilisation. Das Krankenhaus Barmherzige Schwestern im 6. Bezirk bekommt eine Fachklinik für den Verdauungstrakt und urologischen Bereich sowie für Onkologie und Psychosomatik. Das Orthopädische Spital Speising wird zu einer Orthopädischen Fachklinik für alle Erkrankungen des Bewegungsapparates. Zudem wird es dort auf Wunsch der Stadt Wien ab frühestens Mitte 2017 auch ein unfallchirurgisches Angebot geben.
Und das St. Josef-Krankenhaus wird um 70 Millionen Euro zu einem neuen Eltern-Kind-Zentrum mit 3000 Geburten im Jahr ausgebaut und bekommt eine Fachklinik für Onkologie. Welches Spital zu welcher Fachklinik wird, wurde laut Greher mit der Stadt Wien abgesprochen. Damit es zu keinen Überschneidungen oder Doppelgleisigkeiten kommen würde.
Die Stadt Wien sieht mit ihrem Spitalskonzept bis zum Jahr 2030 - wie berichtet - sieben Spitalstandorte in Wien vor. Die insgesamte Bettenanzahl wird reduziert, die Bevölkerung soll aber ohnehin weniger im Spital liegen, als viel mehr ambulant - in den sogenannten Tageskliniken - betreut werden und damit schneller nach Hause gehen zu können.
Ob das neue Spitalskonzept der Stadt Auswirkungen auf die Ordensspitäler haben wird, konnte Sprecher Greher noch nicht sagen. "Das können wir zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht im Detail abschätzen", sagte Greher zur "Wiener Zeitung", "es kommt zu Zusammenlegungen und Spezialisierungen. Auch bei uns gibt es deutliche Spezialisierungen. Fest steht jedenfalls, dass wir ein mit der Stadt abgestimmtes Konzept haben", sagte er.
Mehr ältere Patienten
"Damals als das SMZ-Ost kam, haben wir gedacht, dass das grobe Auswirkungen auf uns haben wird", sagte Kern. Dem sei aber nicht so gewesen. Kern geht davon aus, dass auch das Krankenhaus Nord nicht dramatisch viel beim Zulauf der Ordensspitäler ändern wird. "Wir gehen davon aus, dass wir aufgrund der wachsenden Bevölkerung mehr Leistungen erbringen müssen." Aber auch altersbedingt würde es in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mehr Patienten geben. Jetzt komme die Babyboom-Generation auf uns zu und damit sehr viele Menschen im Alter von 65 Jahren und aufwärts.
Bei der Finanzierung sei abzuwarten, welcher Spielraum der Stadt zur Verfügung stehe, hieß es dazu aus dem Büro von Stadträtin Sonja Wehsely. "Als Stadt stehen wir aber in bewährter Form zu den Ordensspitälern, die wichtige Partnerinnen in der Wiener Spitalslandschaft sind."
Für Brigitte Thalhammer, Provinzleiterin der Salvatorianerinnen, sind die Ordensspitäler etwas Besonderes. Diese wollen für alle da sein, unabhängig von deren Religion oder Herkunft. Auch ihre Mitarbeiter kämen aus allen Teilen der Erde. "Es werden auch nichtversicherte Patienten ambulant versorgt und in Akutsituationen auch stationär auf Kosten der Orden aufgenommen", sagte sie. Ob Essensausgaben für Bedürftige, die Begleitung schwangerer Teenager oder die Behandlung von Augenkrankheiten in Nigeria - "wir wollen für möglichst viele da sein, die uns brauchen."