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Umberto Eco rasiert jetzt auch

Von Christina Böck

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Manchmal muss man eben Inventur machen. Das hat sich wohl auch Starschriftsteller Umberto Eco gedacht. Der hat jetzt nämlich eine Neufassung seines berühmtesten Romans, "Der Name der Rose" herausgebracht. Dem mysteriösen Werk entsprechend, gab es schon im Vorfeld reichlich Spekulationen, was er wohl damit vorhabe. Ganz böse Zungen behaupteten, die langen lateinischen Passagen müssten weichen, damit moderne Twitter-Analphabeten sich nicht mehr von der Lektüre abschrecken ließen.

Mitnichten. Eco hat dann doch eher nur die Kleinigkeiten ausgeputzt. Vor allem historische Ungenauigkeiten hat er ausgebügelt. Zum Beispiel gibt es jetzt keinen Kürbis mehr für die Mönche und auch keinen Paprika, denn die hätte man im Mittelalter lange gesucht. Etwas beckmesserisch könnte man finden, dass es Adson von Melk auch nicht mehr gestattet ist, etwas in "Sekundenschnelle" zu erledigen - nur weil es das Zeitmaß damals nicht gab, gab es die Sekunde ja trotzdem.

In einem Interview hat Eco gesagt, dass ihm sein Buch eigentlich noch immer ganz gut gefalle, nur die Anspielungen auf Sherlock Holmes bereue er, die "habe er nicht nötig gehabt". Ähnliches denkt man sich aber auch bei ein paar seiner Inventurmaßnahmen. So hat er William von Baskerville seine buschigen Ohrenhaare gestutzt hat - offenbar, weil die nicht mehr zur feschen Sean-Connery-Filmversion gepasst haben. Den Film zum Buch, das kennt man. Man kennt auch das Buch zum Film. Aber die Frisur zum Buch zum Film zum Buch - das ist neu.