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Alles andere als ein Sieg der regierenden Labour Party wäre eine Sensation bei den heutigen britischen Wahlen. Premier Blairs Popularität bei den Wählern ist durch seine Entscheidung zur Beteiligung Großbritanniens am Irak-Krieg deutlich gesunken., doch die noch am Wahltag veröffentlichten Umfragen sagten einen Sieg von Labour voraus.
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Demnach käme Labour auf 36 bis 38 Prozent der Stimmen nach 40,8 Prozent bei der Unterhauswahl 2001. Die konservativen Tories mit ihrem Spitzenkandidaten Michael Howard würden demnach 32 bis 33 Prozent der Stimmen erhalten (2001: 31,7 Prozent). Die Liberaldemokraten unter ihrem Vorsitzenden Charles Kennedy kämen auf 22 bis 24 Prozent (2001: 18,3 Prozent).
http://www.wienerzeitung.at/bilder/wahlen/gb05pollvor.gif Vor vier Jahren zogen 413 Labour-Abgeordnete ins Unterhaus ein, die Konservativen stellten 166 Volksvertreter, die Liberaldemokraten 52. Nach Berechnungen der britischen Wahlforscher könnte Labour nach der jetzigen Wahl in dem neuen, von 659 auf 646 Sitze verkleinerten Unterhaus noch einen Vorsprung von 60 bis 130 Sitzen haben.
Wegen des Zuschnitts der Wahlbezirke genießt die Labour-Partei einen Vorteil bei der Verteilung der Mandate im Unterhaus, so dass sie selbst bei einem sehr geringen prozentualen Vorsprung erheblich mehr Mandate erhält als die Konservativen. Da in Großbritannien das Mehrheitswahlrecht gilt, kann zudem die siegreiche Partei im Parlament über prozentual deutlich mehr Mandate verfügen als es ihrem Stimmenanteil entspricht.
Traditionell designiert der britische Monarch, Königin Elizabeth II., den Vorsitzenden der siegreichen Partei als Premierminister. Dieser muss in seinem Wahlkreis ins Unterhaus gewählt worden sein. Blair gab am Donnerstagvormittag seine Stimme in seinem nordostenglischen Wahlkreis Sedgefield ab. Mit einem Labour-Sieg würde er die dritte Amtszeit in Folge antreten können, was vor ihm noch kein Labour-Premier schaffte.
Auf zwei Faktoren lag das besondere Augenmerk: die Wahlbeteiligung und die Stimmabgabe der zahlreichen noch unentschiedenen Wähler. 2001 lag die Wahlbeteiligung bei nur 59,4 Prozent - die niedrigste seit 1918. Experten zufolge war nicht auszuschließen, dass Stimmberechtigte den Urnengang aus Protest gegen den Irak-Krieg boykottieren oder für die Liberaldemokraten stimmen würden, die von Anfang an den Waffengang abgelehnt hatten. Erste Teilergebnisse der Wahl werden gegen Mitternacht erwartet. Die Ergebnisse aus Nordirland sollten erst am Freitagnachmittag bekannt werden.