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Stadt und Land sind voll lebender Wände, die gliedern und schützen - nur die Sicht erleichtern sie nicht: ein Rundgang durchs Vokabular.
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Die Hecken kommen, zurückgehend auf das germanische Wort hagjon, vom Hag. Und Hag, ein Wort aus dem 8. Jahrhundert, schon althochdeutsch hag, war ursprünglich ein Ausdruck für Umzäunung, umzäuntes Grundstück. Sprachlich eng verwandt sind Hecken folglich mit der Hagebuche, "der Heckenbuche" (der Hainbuche), dem Hain, "der eingehegt ist", dem Hegen, "dem Umzäunen" (mit einem Hag umgeben), dem Gehege, dem Heck, "das einhegt", und dem Hanebüchenen, "das aus Hagebuchenholz ist", derb, klobig. Selten ist das bloßes ein Gestrüpp, ein "Struppiges", das vom Sträuben kommt. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Die Thuja zum Beispiel, der Lebensbaum, geht auf das griechische Verb thyein für räuchern, duften zurück, da daraus Räucherwerk hergestellt wurde, eng verwandt mit dem Thymian (griechisch thymian, räuchern, verbrennen, opfern), der ebenfalls bei Zeremonien verwendet wurde. Und Buchs (Buchsbaum) kommt, wie auch Buchsen, Büchsen und Boxen, vom griechischen Wort pyxís für Döschen, Kästchen (aus Buchsholz). Schlehdorn geht, eng verwandt mit dem Slibowitz, in dem slawische Wörter für Zwetschke stecken, über das althochdeutsche Wort sleha auf das Germanische zurück. Der Granatbaum und die Granatäpfel heißen nach den vielen Fruchtkernen: lateinisch malum granatum, kernreicher Apfel. Und danach benannt: die Granate. Der Liguster dürfte auf den lateinischen Namen Ligusticum zurückgehen, "aus Ligurien stammend", mit dem man es auch beim Liebstöckel zu tun hat, das allerdings so oft umgedeutet wurde, bis es - sprachlich - nicht wiederzuerkennen war. Der Oleander kommt über romanische Sprachen und beeinflusst vom lateinischen Wort olea für Ölbaum, Olivenbaum vom mittellateinischen Wort lorandum für Lorbeerbaum. Und Rhododendron heißt "Rosenbaum", vom griechischen Wort rhódon für Rose, auf das auch unsere Rosen und Heckenrosen zurückgehen. Der Gamander kommt, wie die Kamille und das Chamäleon, "der Erdlöwe", vom griechischen Wort chamaí für niedrig, erdnah, bescheiden. Aber nicht immer ist das so einfach: Flieder war ursprünglich ein Ausdruck für Holunder, was erklärt, warum der Flieder früher meist als wilder Flieder verdeutlicht wurde und als spanischer, türkischer und schwarzer Flieder.
Viele Pflanzen heißen nach Botanikern. Die Forsythie zum Beispiel ist nach dem englischen Botaniker W. A. Forsyth benannt. Auch die Gardenie ist nicht primär nach dem Garten benannt, sondern nach dem schottischen Botaniker Alexander Garden, dessen Name wie unser Garten vom germanischen Wort gardon (und vom indoeuropäischen Wort ghortó für Umzäunung) kommt, über das Lateinische verwandt mit den Hortensien, die auf den französischen Vornamen Hortense zurückgehen. Welche gemeint ist, darüber gehen die Angaben auseinander.
Fest steht: Der Name Hortense kommt vom lateinischen Wort hortensia für Gartengewächse. Blickdicht ist bei Hecken oft das Hauptkriterium - ein echtes Dickicht, ein "Dichticht" (ein "Dichtes"), denn das Dicke, ein germanisches Wort, geht wie das englische Wort thick auf die indoeuropäische Wurzel tegu- für dick zurück und bedeutete ursprünglich dicht.