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Zentralbanker haben kein Interesse, griechische Schulden zu restrukturieren. | Insider: Banken haben mehr als 90 Prozent in Frankfurt als Sicherheit liegen. | Wien. Die Europäische Zentralbank sorgt indirekt dafür, dass die Banken mit Griechenland ein tolles Geschäft machen - und bekommt daraus ebenfalls ein Problem. Banken können griechische Staatspapiere nämlich immer noch bei der EZB als Sicherheit hinterlegen und bekommen dafür Kredite mit einem Zinssatz von einem Prozent. Gedacht sind diese Repo-Geschäfte als Versorgungsinstrument der Bank mit günstigem Geld.
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Die Banken machten daraus ein findiges Geschäftsmodell: Sie kaufen hoch verzinste Griechenland-Anleihen (derzeit um die elf Prozent), hinterlegen sie bei der EZB und finanzieren den Kauf mit dem einprozentigen Kredit. Da alle eine Umschuldung Griechenlands ausschließen, ist das ein kurzfristig relativ risikoloses Geschäft mit einer enormen Zinsspanne.
Probleme für die Banken
Nun hat die EZB solche Geschäfte zwar an eine bestimmte Bonität des Landes gekoppelt, von dem die Schuldverschreibungen kommen, aber mit dem Zusatz: Eine einzige Ratingagentur muss diese Bonität halten. Bei Griechenland ist dies immer noch der Fall. Standard & Poor’s hat Griechenland zwar auf Ramsch-Status gedrückt, die Agentur Fitch hält aber diese Mindestanforderung noch.
Experten meinen, dass die Banken einen Großteil ihrer Griechenland-Forderungen an die EZB als Sicherheit weitergereicht haben. Die offizielle Zahl wird nicht bekanntgegeben; es könnten, schätzen Analysten, um die 100 Milliarden Euro sein. "Über 90 Prozent der griechischen Staatsschuld bei Banken wurde von diesen bei der Europäischen Zentralbank hinterlegt", sagte ein Banker, der anonym bleiben wollte, zur "Wiener Zeitung".
Für die Frankfurter Währungshüter tut sich dadurch ein Abgrund auf. Wenn die verbleibende Ratingagentur Griechenland ebenfalls weiter herabstuft, müssten sie die Papiere an die Banken zurückgeben, da sie den Bonitäts-Regeln nicht mehr genügen würden.
Nun ist die EZB aber auch für die Stabilität des Finanzsystems zuständig. Wenn die Zentralbanker die griechischen Wertpapiere an die Geschäftsbanken zurückgeben, müssten diese wohl Risikovorsorgen treffen. Massive Verluste in den Bankbilanzen wären die Folge. Das kann und wird die EZB nicht riskieren wollen.
Wenn sie die Papiere behält, steckt sie selber im Risiko - und handelt gegen ihre eigenen Statuten. Notenbanken ist es verboten, mit eigenem Geld Euro-Staaten zu finanzieren.
Die britische Ratingagentur Fitch steckt also derzeit in einem Dilemma: Sie hält die Bonität Griechenlands einigermaßen hoch. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble hat die Bedeutung solcher Ratingagenturen am Donnerstag heruntergespielt. Dass S&P Griechenland so schlecht bewertet, Fitch dagegen nicht, wird von Wertpapierhändlern wenig goutiert.
Sollte Fitch aber ebenfalls die Bonität herabstufen, würde das die Euro-Zone in ein noch größeres Dilemma stürzen - und die EZB ebenfalls. Der Druck auf Fitch, die Bemühungen Griechenlands und der Euro-Länder zu honorieren, ist entsprechend groß, meinen Notenbanker.