)
Wien. Der Hauptstreitpunkt bei den immer wieder aufgenommen und ergebnislos beendeten Atomgesprächen mit dem Iran ist die Frage der Anreicherung von Uran-235. Teheran weigert sich kategorisch, der Forderung des UN-Sicherheitsrates nachzukommen, und sein Urananreicherungsprogramm zu stoppen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Uranreicherung ist die Voraussetzung für den Betrieb eines Kernkraftwerks, aber auch für die Herstellung von Atombomben. Im Westen und in Israel wird befürchtet, dass das Regime in Teheran, das auch ein ehrgeiziges Rüstungsprogramm betreibt, entgegen seinen Beteuerungen mit der Urananreicherung nicht nur zivile Ziele verfolgt.
Beim Bau der ersten Atombombe in den USA, dem "Manhattan-Projekt", war der größte Teil der Finanzmittel auf die Urananreicherung verwendet worden. Weil man nur kleine Mengen pro Arbeitsgang umsetzen konnte, benötigte man tausende Zentrifugen, die parallel arbeiteten.
Anlagen zur Urananreicherung befinden sich heute im Iran in Natanz und bei der heiligen Stadt Qom. Für den Betrieb eines Rektors muss Uran-235 auf etwa drei, für eine Kernwaffe aber auf rund 90 Prozent angereichert werden. Der Iran hat bis jetzt nach eigenen Angaben Uran 235 auf bis zu 20 Prozent angereichert - für medizinische Zwecke, wie Teheran versichert.
Bei Uran-235 handelt es sich um eine Spielart des radioaktiven Elements Uran, das in Natururan (Uran-238) nur zu 0,7 Prozent vorkommt (neben dem nur in Spuren vorhandenen Uran-234). Nur Uran-235 kann eine sich selbst erhaltende Kernspaltungs-Kettenreaktion eingehen.
Da sich das seltene Uran-235 nicht chemisch vom häufigen Uran-238 trennen lässt, braucht man komplizierte mechanische Methoden, um es in konzentrierter Form zu gewinnen. Dabei nutzt man das unterschiedliche Gewicht der Atome der beiden Uran-Isotope aus.
Die häufigste Anreicherungsmethode ist das Gaszentrifugenverfahren. Dabei wird das in Form von "yellow cake" vorliegende Uranerz (U3O6) zuerst durch chemische Umwandlungsprozesse gereinigt und anschließend in die gasförmige Verbindung Uranhexafluorid (UF6) überführt (Konversion). Im Iran befinden sich die dafür nötigen Anlagen in Isfahan.
Zur Uran-235-Anreicherung wird Uranhexafluorid in einer fast reibungsfrei gelagerten Zentrifuge mit sehr hoher Umdrehungszahl geschleudert. Die Zentrifugalkräfte sorgen dafür, dass sich das schwerere Uran-238-Hexafluorid an der Außenwand anreichert und die Konzentration des leichteren Uran-235-Hexafluorid in der Mitte ansteigt.